1874 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Berlin viele Prächtige Gebäude an (Schloß, Zeughaus, Sternwarte,
Brücke mit der Bildsäule des großen Kurfürsten re.), wodurch die
Stadt sehr verschönert wurde, aber das Land in Schulden gerieth.
Er stiftete die Universität in Halle, wo damals Thomasius und
der fromme August Hermann Franke wirkten. (Ersterer hat die
Hexenprocesse bekämpft, letzterer das große Waisenhaus und ver-
schiedene andere Anstalten gestiftet.) — Friedrich hat sich an
folgenden Kriegen betheiligt: 1. gegen Frankreich bei dem 3. fran-
zösischen Raubkriege (s. 8. 69); 2. gegen die Türken; 3. am
spanischen Erbfolgekriege (s. §. 70). — Nachdem Hannover 1692
zum Kurfürstenthum erhoben war und Sachsen 1697 die Königs-
krone in Polen erlangt hatte (der König wurde katholisch), setzte
sich Friedrich mit Bewilligung des Kaisers am 18. Januar 1701
in Königsberg die Königskrone aufs Haupt. (Schwarzer Adler-
orden.) So war nun Brandenburg ein Königreich, und
Friedrich nannte sich: Friedrich I., König in Preußen.
(König ttl Preußen, weil Westpreußen noch zur Krone Polen ge-
hörte. Als später Friedrich der Große Westpreußen erhielt,
nannte er sich König Von Preußen). — Friedrich 1. hat folgende
Ländertheile erworben: durch Kauf: Quedlinburg und Tecklenburg
(Westfalen); durch Erbschaft: Lingen, Mörs (wo?) und Neucnburg
(Schweiz). Was 'erhielt er im spanischen Erbfolgekriege? —
2. König Friedrich Wilhelm I. (1713 — 1740). Er war
aufrichtig fromm und echt deutsch. Deshalb haßte er alle Pracht
und alles französische Wesen. Er war sehr einfach und sparsam,
dabei streng, ja zuweilen hart. Sein Streben ging auf Sol-
daten und Geld. Deshalb war seine Hauptsorge: Vermehrung
und Vervollkommnung seines Heeres („seine lieben blauen Kinder",
Riesengarde — „lange Kerls", der alte Dessauer (Leopold von
Dessau, Erfinder des eisernen Ladestockes und des Marschierens in
gleichem Schritt und Tritts). Nicht minder sorgte er für Füllung
des Staatsschatzes (Sparsamkeit am Hofe, strenge Verwaltung des
Landes, „Tabackscollegium"). Von seinen Unterthanen verlangte
er unbedingten Gehorsam („Raisonnier Er nicht"), sorgte aber für
den Ausbau der Städte („der Kerl hat Geld, muß bauen" —
großes Krankenhaus in Berlin und Militärwaisenhaus in Pots-
dam), für Gewerbe und Handel (17 000 Salzburger), für Volks-
unterricht (1800 neue Landschulen) und beförderte Recht und
Sittlichkeit. — Ueber seine Betheiligung am nordischen Kriege und
die damaligen Erwerbungen erzähle nach §. 71. — Als er starb,
hinterließ er ein Heer von fast 90 000 Mann und einen Staats-
schatz von 8 Mill. Thalern.