1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Thiel, Oswald, Ruthe, Paul, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav, Hausen, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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behielt Elsaß-Lothringen; Schleswig-Holstein blieb bei Dänemark, das
außerdem das Herzogtum Lauenburg erhielt.
e) Gründung des Deutschen Bundes. Da die Bestrebungen Steins und
anderer Vaterlandsfreunde ans dem Wiener Kongreß, das Deutsche Reich
wieder herzustellen, gescheitert waren, so schlossen sich 40 deutsche Staaten nach
dem Muster des Rheinbundes zum „Deutschen Bunde" zusammen. Der
Zweck des Bundes war die Erhaltung der innern und äußern Sicherheit
der Staaten und der Rechte der Bundesmitglieder. Zur Beilegung von Streitig-
keiten untereinander wurde ein Ausgleichsgericht eingesetzt. Der Deutsche Bund
umfaßte außer den heutigen 26 deutschen Staaten noch Österreich, das König-
reich Hannover, das Kurfürstentum Hessen-Kassel, das Großherzogtnm Luxem-
burg, das Herzogtum Holstein, die Landgrafschaft Hessen-Homburg, die freie
Stadt Frankfurt am Main und mehrere Fürstentümer. Drei Bnndesmitglieder,
der König von Hannover (England), der Großherzog von Luxemburg (Nieder-
lande) und der Herzog von Holstein (Dänemark), waren ausländische Fürsten.
Die oberste Behörde war der Bundestag, von Gesandten aller zugehörigen
Staaten gebildet, mit dem ständigen Sitz in Frankfurt a. Nt. Den Vorsitz
und damit die ganze Leitung hatte Österreich. Gemeinsam war die Vertretung
des Bundes nach außen und das Bundesheer. Den einzelnen Staaten wurden
von den Landesherren eine Verfassung versprochen, aber nur die Klein- und
Mittelstaaten erhielten sie allmählich. Preußen zögerte lange; Österreich
verblieb weiter unter dem mächtigen Einfluß seines Kanzlers Metternich. —
Die Bundesverfassung wies verschiedene Mängel auf. Der Bund bildete keinen
festgefügten Bundesstaat wie das Deutsche Reich, sondern einen lockeren
Staatenbund völlig selbständiger Fürsten. Es fehlte ein gemeinsames Bundes-
oberhaupt und ein ständiger Bundesfeldherr. Dazu kain der überwiegende
Einfluß Österreichs (Metternich), die Zurücksetzung Preußens, die Kleinstaaterei
und die Zugehörigkeit ausländischer Fürsten, die für das Wohl Deutschlands
kein Interesse hatten.
f) Gründung der „Heiligen Allianz". Auf dem Wiener Kongreß ver-
einigten sich die drei verbündeten Monarchen, Kaiser Alexander I. von Ruß-
land, Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm Iii. von
Preußen zur „Heiligen Allianz" mit dem Gelöbnis, ihre Staaten nach den
Vorschriften der christlichen Religion zu regieren. Später traten fast alle
europäischen Staaten der Verbindung bei.
11. Napoleons Rückkehr und der Krieg von 1815. Napoleon hatte mit
Aufmerksamkeit die Entwickelung der politischen Angelegenheiten verfolgt.
Die Mißstimmung in Frankreich gegen die neue Regierung sowie die Un-
einigkeit unter den Teilnehmern des Wiener Kongresses ermutigten ihn zu
einem kühnen Wagnis. Mit wenigen Getreuen landete er plötzlich an der
Küste Frankreichs, wo er von den alten Truppen und seinen Anhängern mit
Jubel empfangen wurde, und bald darauf hielt er in Paris seinen Einzug.
Sämtliche Staaten Europas (außer Schweden) schlossen ein Bündnis gegen
Napoleon, der mit einem bedeutenden Heere in Belgien eindrang und Blücher
nach tapferer Gegenwehr bei Ligny (16. Juni 1815) besiegte (Blücher in