1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Thiel, Oswald, Ruthe, Paul, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav, Hausen, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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genannt, die mit Schnee und Eis bedeckt sind. Das Gebirge ist infolge der
tiefen Onertäler, Sümpfe und Moore äußerst unwegsam und nur spärlich be-
völkert. Nnr an drei Stellen wird es von Eisenbahnen überschritten. An der
Westküste finden sich überall oft meilenlange Buchten (Fjords), vom Meere
ansgefüllte Gebirgs- und Flnßtäler (Kristiania-, Hardanger und Dront-
heimer Fjord). Ihnen sind nicht selten felsige Inseln (Schären) vor-
gelagert, die Zwar die Schiffahrt erschweren (Lotse), aber das Land gegen
Sturm und Wellen schützen, z. B. die Losot-Inseln.
2. Bewässerung. Nach W. können sich nnr kurze Küstenflüsse entwickeln,
die in großartigen Wasserfällen ins Meer stürzen. Dagegen strömen größere
Flüsse wie Glommen, Klar-, Göta- und Dal-Elf nach S. und So. Sie
sind wasserreich, aber wegen der Wasserfälle und Stromschnellen meist nnr im
Unterlauf schiffbar. — Groß ist die Zahl der Seen, von denen der Mener-,
Wetter- und Mälar-See die bedeutendsten sind. Durch den Göta kan a l, der
unter Umgehung der Trollhätta-Fälle den Mener- und Wettersee mit der
Ostsee verbindet, wird zwischen den wichtigsten Handelsstädten Stockholm
und Gotenbnrg ein lebhafter Handel vermittelt.
3. Klima und Erzeugnisse. Da der Golfstrom die Westküste Nor-
wegens bespült, frieren die Buchten bis zum Nordkap nicht zu. Da ferner
die Täler der Fjorde vor den rauhen Nordostwinden geschützt sind, ist der
Boden über den Polarkreis hinaus für Gerste und Kartoffeln anbaufähig.
Bis Drontheim gedeiht sogar Obst, Flachs, Hanf und Tabak. Sehr ertrag-
reich ist der Fang von Heringen, Schellfischen und Kabeljauen in den
Fjorden. — Schweden dagegen hat Landklima, so daß im Winter die Häfen
längere Zeit mit Eis bedeckt sind und der Schiffsverkehr unterbrochen wird.
Die Gebirgshänge Mittelschwedens tragen ungeheure Wälder, deren Holz
mannigfache Verwendung findet (Papier-, Streichholzfabrikation, Tischlerei).
In den südlichen Stnfenländern wird Kupfer (Falun), Blei, Silber und gutes
Eisen (Dannemora) gefunden. Zahlreiche Steinbrüche liefern Granitarten.
Da aber das Land arm an Kohlen ist, kann sich die Fabrik- und Gewerbe-
tätigkeit nur im S entwickeln (Schiffsbau, Streichholzfabrikation). Neben dem
Ackerbau gestatten besonders in Schweden die Bergweiden eine lohnende Vieh-
zucht, welche im N. wertvolle Renntiere liefert.
4. Die durchweg protestantischen Bewohner Schwedens und Norwegens
gehören zu den Germanen und reden eine dem Plattdeutschen verwandte Sprache.
Nnr im N. finden sich 50 000 Lappen und Finnen. In beiden Ländern steht
die Volksbildung ans einer sehr hohen Stufe. Die Kinder der zerstreut wohnen-
den Landbevölkerung erhalten Unterricht durch Wanderlehrer.
5. Schwedens Hauptstadt, Stockholm, liegt zwischen dem Mälar-See und
dem Meere und ist ähnlich wie Venedig auf vielen Inseln erbaut. Hier wie in
Gö teborg wird ein lebhafter Ausfuhrhandel mit Eisen und Holz betrieben.
Durch seine Wetterwarte ist Haparanda bekannt.
6. Im Königreich Norwegen ist Kristiania die Hauptstadt. An der
Westküste ist Bergen der Mittelpunkt des Fischhandels, Hammerfest der
nördlichste Handelshafen der Erde. Die Norweger sind durch die Lage und
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