1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Thiel, Oswald, Ruthe, Paul, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav, Hausen, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Bei Assuan, unter dem Wendekreise, tritt er in Ägypten ein. In einem
weiten, sumpfigen Delta ergießt er sich mit 2 Hauptarmen ins Mittelländische
Meer. Die breiten Uferlandschaften werden durch die alljährlichen Über-
schwemmungen des Nils derartig befruchtet, daß Getreide, Baumwolle und
Zuckerrohr reichlich gewonnen werden. In der Gewinnung der Baumwolle
steht Ägypten an 3. Stelle auf der Erde (Union, Indien). Überhaupt gehört
Ägypten infolge seiner Fruchtbarkeit zu den gesegnetsten Ländern der Erde,
da kaum ein Monat ohne Ernte ist. a) Die Bewohner sind teils Nach-
kommen der alten Ägypter, teils Beduinen und in den Küstenstädten
Europäer. Sie wohnen im Niltal dichter als in Belgien. — Das Land ist
zwar der Türkei zinspflichtig und wird von einem erblichen Vizekönig (Khedive)
regiert, doch steht es völlig unter englischem Einfluß. t>) Städte. Die
Hauptstadt Kairo, die volkreichste Stadt Afrikas, zeichnet sich durch viele
Moscheen aus. Sie wird des milden Klimas wegen von Europäern viel
besucht. Welllich von Kairo befinden sich zahlreiche Pyramiden. Von der
Hafenstadt Alexandria führt eine Eisenbahn nach Suez, das durch den
Suez-Kanal mit Port Said verbunden ist (Verkehr nach Indien).
Sudan.
Im S. der Sahara erhebt sich von der Küste des Atlantischen Ozeans
bis zum Unterlauf des Nigers das Bergland Hoch-Sudan, dem sich bis
zum Hochland von Habesch der gut bewässerte Flach-Sudan anschließt.
Der Schari-Fluß ergießt sich in den größten See, Tsad-See, der
mit Schilfdickicht umgeben ist (Krokodile, Flußpferde). Vielfach bedeckt
den Boden Urwald, in dem die größten und stärksten Säugetiere der Erde
vorkommen (Elefant, Löwe, Panther, Hyäne, — Büffel, Antilope, — Gorilla
und Schimpanse). Besonders wichtig sind in den Wäldern die Ölpalme,
deren Ol zur Licht- und Seifensabrikation verwendet wird, die Gummi-
Akazie (Gummi arabicum) und die Kautschuklianen, aus denen Kautschuk
gewonnen wird. — Die Bewohner sind größtenteils bräunlich aussehende
Sudanneger. Sie sind Mohammedaner, haben Staaten mit einem Sultan
an der Spitze gegründet und bauen Städte. Südlich vom Sudan beginnt
das Gebiet der Bantuneger. Diese sind von schwarzer Hautfarbe und beten
Götzen (Fetische) an. Sie treiben Ackerbau, und zwar gewinnen sie Mais und
Durra (Negerhirse), die beiden wichtigsten Getreidearten Afrikas, außerdem
Baumwolle und Indigo (Farbstoff). Die Viehzucht erzielt Pferde und Rinder.
Von dem Lande haben Engländer, Franzosen und Deutsche an der Küste
Besitz ergriffen.
Die deutschen Kolonien Togo und Kamerun.
1. Togo, die kleinste unserer afrikanischen Kolonien, ist ungefähr doppelt
so groß wie die Prov. Brandenburg und liegt in Ober-Guinea zwischen
der Gold- und Sklavenküste. Am Meere beträgt seine Ausdehnung nur etwa
50 llrn, nimmt aber landeinwärts an Breite zu. Im W. wird es von
englischem und im O. von französischem Besitz begrenzt.