1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Werner, Anton von, Zissel, Adolf, Brücke, Th., Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
191
Sie halten deshalb im Mittclmeer Gibraltar, Malta, Cypern und das von
ihnen besetzte Ägypten in festen Händen.
Die Britischen Inseln.
Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland ist
etwas kleiner als Preußen, aber dichter besiedelt (315 000 qkm, 42va Mill. Ein-
wohner, also 135 auf 1 qkm). Großbritannien wird im Nw. durch die Irische
See von Irland getrennt. Außerdem gliedern sich noch kleinere Inseln an:
im S. Wight, im N. die Hebriden, Orkney- und Shetland-Inseln. Weg:
Über Vlissingen nach London in 21 Stunden.
1. Oberflächenbildung. Schottland, der nördlichste Teil von Groß-
britannien, ist ein kahles, mit Heiden, Mooren und Seen bedecktes Hochland.
Zahlreiche Meereseinschnitte dringen im W. tief in die Gebirge ein und
begünstigen die Schiffahrt. Auf den dürftigen Hochflächen wird die Schafzucht
betrieben. Nur der östliche Teil eignet sich für den Ackerbau. Die nach S.
sich anschließende Schottische Tiefebene ist fruchtbar und birgt reiche
Steinkohlen- und Eisenlager, so daß hier eine rege Gewerbtätigkeit entstanden
ist (Glasgow, Dundee). — In England, dem südlichen Teile der Insel,
breitet sich ein großes Tiefland aus. Dieses wird im W. durch die fast
baumlosen Bergländer von Cornwall, Wales und durch die Penninische Bergkette
begrenzt. Die letztere ist von den gewaltigsten Steinkohlen- und Eisenlagern
umgeben. Hier hat sich die Hauptindustrie entwickelt, und das Land ist am
dichtesten bevölkert. — Irland besteht größtenteils aus einer muldenartigen
Tiefebene, die reich an Seen und Torfmooren ist. Sie wird von vielen
niedrigen Gebirgsgruppen umgrenzt. Auch in Irland ist ebenso wie in Groß-
britannien die Westküste reich gegliedert.
2. Bewässerung. Da die Gebirge Englands hauptsächlich auf der West-
seite liegen, haben die Flüsse nur nach O. einen längeren Lauf, so die Themse
und der Severn. Sie münden in Meerbusen, die tief in das Land ein-
schneiden und zur Anlage guter Häfen Anlaß gegeben haben.
3. Das Klima des Jnselreiches ist durch die Einwirkung des Meeres,
besonders des warmen Golsstromes, milde und feucht. Das Land leidet aber
unter sehr häufigen und dichten Nebelmassen. Im Gegensatz zu Rußland hat
Großbritannien ausgeprägtes Seeklima, also kühle Sommer und milde Winter.
4. Die Bewohner sind Germanen und gehören in England und
Schottland der protestantischen, in Irland größtenteils der römisch-katholischen
Kirche an. Die überaus günstigen Erwerbsverhältnisse in England haben eine
sehr dichte Bevölkerung hervorgerufen, die im Bergbau (Steinkohlen, Eisen, Zinn),
im Gewerbe (Baumwolle, Tuch, Leinen), durch die Schiffahrt und Fischerei
sowie im Handel ihren Erwerb findet. Viehzucht (Pferde, Rinder, Schafe)
wird besonders in den fruchtbaren Ebenen betrieben. Anders liegen die Ver-
hältnisse in Irland. Wenn auch die gewaltigen, grünen Rasenflächen zahl-
reiche Rinder- und Schafherden ernähren, so bebaut der irische Bauer
meist nur als Pächter die Ländereien des englischen Besitzers und muß sich
mit der Kartoffel als Hauptnahrungsmittel begnügen. Die Folge davon ist