1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Werner, Anton von, Zissel, Adolf, Brücke, Th., Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Eckzähne an und haben 1 scharfen Höcker; sie dienen zum Zerstückeln der Beute.
Der Reißzahn hat 2 scharfe Höcker und eignet sich zum Zerreißen und Zer-
schneiden der Fleischstücke im Maule. Die weitere Zerkleinerung der Nahrung
besorgen die slachhöckerigen Mahlzähne. Je mehr ein Raubtier bloße Fleisch-
nahrung zu sich nimmt wie die Katzenarten, um so mehr ist der Reißzahn ent-
wickelt, die Mahlzähne treten zurück. Ernährt sich das Raubtier auch von
pflanzlicher Kost wie Bär und Dachs, so sind die Mahlzähne mehr ausgebildet.
Die Hunde nehmen eine Zwischenstellnng zwischen Katzen und Bären ein.
* Der Fuchs.
1. Der jagende Fuchs. Als Jagdbente dienen ihm alle kleinen Tiere in
Wald und Feld: Mäuse, Kaninchen, Hasen, Eichhörnchen, Rebhühner, Wild-
enten, Singvögel und Insekten. Seine Beutetiere sind vorsichtig und schnell,
und nur durch List kann er sie erhaschen. Die Spur des Wildes findet er
leicht infolge seines scharfen Geruchs. Unhörbar schleicht er sich an den äsenden
Hasen heran. Seine Beine sind niedriger, sein Leib ist geschmeidiger als der
des Hundes; er kann sich eng an den Boden anschmiegen. Listig benutzt er-
den Gegenwind, damit der Hase ihn nicht riecht. Das graurote Fell hebt sich
wenig von der Farbe frischer Ackererde ab, schützt ihn also vor Entdeckung.
Mit einem kühnen Sprunge faßt er den Hasen und tötet ihn mit wenigen
Bissen seiner spitzen, gekrümmten Eckzähne. Dann schleppt er die Bente nach
der Höhle und hält mit seiner Familie die Räubermahlzeit. (Raubtiergebiß
S. 307.)
2. Der gejagte Fuchs. Für den Landmann ist der Fuchs die Feldkatze,
die viele schädliche Feldmäuse, Hamster und schädliches Kleinwild vertilgt. Nur
bei strenger Kälte holt er sich als Lohn eine Gans, ein Huhn oder eine Taube
vom Bauernhöfe. Vom Landmann hat er also wenig zu fürchten, desto mehr
aber vom Jäger. Dieser verfolgt ihn als einen Wilddieb und als Besitzer
eines kostbaren Pelzes. Da bedarf Meister Reineke all seiner viel gerühmten
List und Verschlagenheit. Nur selten gerät er in eine Falle. Droht Gefahr,
so verläßt er seinen Bau nur in dunkler Nacht. Er kann trotzdem gut sehen,
da sein schiesgestelltcs Auge mit der schlitzartigen Pupille dem Katzenauge
gleicht (S. 309). Auf dem Heimwege verdeckt er seine Führte den spürenden
Jagdhunden, indem er im Kreise läuft, plötzliche Seitensprünge macht und die
Spur mit dem buschigen Schwänze verwischt. Der Fuchsbau liegt unter den
Wurzeln eines großen Baumes. Mit den kräftigen Vorderkrallen hat er die
Höhle selber gescharrt. Seine Burg hat mehrere Notausgänge, damit er dem
verfolgenden Teckel entweichen kann. Der Menschenlist erliegt der Verschlagene
aber doch einmal, und selten stirbt der Räuber eines natürlichen Todes.
3. Seine Verwandten. Der Fuchs gehört zur Familie der Hunde, zu
der auch Wölfe und Schakale gehören. Sie alle bilden eine Gruppe der
Raubtiere, deren gemeinsames Kennzeichen das Raubtiergebiß ist. Die Hunde
sind Zehengänger. Die Mittelfußknochen sind also aufgerichtet. Die Zehen
werden durch nicht einziehbare Krallen geschützt.