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1. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 41

1899 - Schleswig : Bergas
41 aber hatte die Seinen bald nach dem Wegzuge von Moskau treulos ver- lassen und war in einem warmen, ausgepolsterten Schlitten entflohen. 4. Nachdem Napoleons Heer fast völlig vernichtet war, rief Friedrich Wilhelm Iii. sein Volk zu den Waffen. Da eilten Knaben, Jünglinge, Männer und Greise herbei, um für die Freiheit des Vaterlandes zu kämpfen. Ja selbst einzelne Mädchen traten in Männerkleidnng in die Reihen der Streiter. Alle waren entschlossen, entweder zu siegen oder zu sterben. Wer nicht mitziehen konnte, half auf andere Weise. Kinder brachten ihre Spar- pfennige, Dienstboten gaben ihr Scherflein. Goldene Dosen und silberne Löffel, Hemden und Strümpfe, Pferde und Hafer, überhaupt alles, was Wert hatte, wurde abgegeben. Goldene Trauringe wurden zu Tausenden gegen eiserne eingetauscht. Ferdinande von Schmettan, 16 Jahr alt, hatte nichts zu geben. Da opferte sie ihr schönes, reiches Haar. Aus diesem wurden Uhrbänder und Ringe hergestellt; deren Verkauf brachte mehrere hundert Thaler ein. 5. Um den Feind leichter zu überwinden, verband sich Friedrich Wilhelm Iii. mit dem Kaiser von Rußland und dem Kaiser von Österreich. Als Napoleon dies erfuhr, sammelte er rasch in Frankreich ein neues, großes Heer und zog gegen die Verbündeten. Am 16., 18. und 19. Oktober kam es bei Leipzig zu einer Schlacht, in welcher 300 000 Verbündete gegen 200000 Franzosen kämpften. Während dieser Völkerschlacht erbebte die Erde vom Kanonendonner und zersprangen die Fensterscheiben in den Häusern der Umgegend. Der Ober- befehlshaber der Preußen war der 70 Jahre alte Blücher, ein Greis an Jahren, ein Jüngling an Thatkraft. Blücher kämpfte wie ein Löwe und seine Truppen stürmten todesmutig voran. Reihenweise wurden sie jedoch nieder- geworfen; die Leichen lagen stellenweise so hoch, daß die Kämpfer kaum darüber hinwegkommen konnten. Lange schwankte der Sieg hin und her. Endlich aber wurde Napoleon I. vollständig geschlagen, und in wilder Flucht eilten die Franzosen dem Rheine zu. Als die drei Monarchen die Siegesbotschaft erhielten, fielen sie auf ihre Kniee nieder und dankten dem allmächtigen Gott. Auf dem Marktplatze in Leipzig umarmte der Kaiser von Rußland den alten Blücher und sagte: „Mein lieber General, Sie sind der Befreier Deutschlands." Blücher erwiderte: „Majestät, ich habe nur meine Schuldigkeit gethan; meine braven Soldaten aber haben mehr vollbracht." 6. In der Schlacht bei Leipzig wurden einem preußischen Soldaten beide Beine zerschmettert. Man trug den Schwcrverwnndeten in einen Graben und verband ihn. Der Feldprediger hörte vom Arzte, daß der Unglückliche nur noch wenige Minuten leben werde. Er ging deshalb zu ihm, tröstete ihn aus Gottes Wort und sagte zu ihm: „Du stirbst einen schönen Tod für König und Vaterland!" Der Verwundete erwiderte: „Ich danke Ihnen für Ihren Trost. Erlauben Sie mir noch eine Frage und versprechen Sie mir, diese gewissenhaft zu beantworten." Der Geistliche versprach ihm dies gerne. Darauf sagte^der Soldat: „Sagen Sie mir, ob wir die Schlacht gewinnen werden." ,,^ci, mein Sohn", antwortete der Prediger, „der Sieg ist unser. Deine Kameraden rücken vor, der Feind zieht sich zurück!" „Dann will ich gerne sterben; gottlob, Preußen ist frei!" rief der Brave, zog seine Mütze über die Augen und entschlief nach wenigen Minuten.
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