1876 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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sprechen, Streitigkeiten zu schlichten und Vergehen zu strafen
(Gesetzbücher hatten sie nicht, das alte Herkommen entschied);
Herzöge oder Kriegsführer; Heerbann und Gefolgschaf-
ten (erstere waren Kriegsaufgebote des ganzen Stammes, letztere
kriegslustige Männer, die sich einem Führer in unverbrüchlicher
Treue zu einem Eroberungs- oder Abenteuerzuge anschlossen —
Könige). — So waren die Deutschen nicht mehr rohe Barbaren.
Sie zimmern, schmieden, weben, kennen Pflug und Schiff, haben
eine geordnete Gemeindeverfassung, eine eigene Schrift (Runen),
eine kräftige edle Sprache und vor allem eine große Sittenrein-
heit. Aufg.: Vergleiche das alte Deutschland 1. mit dem jetzigen
(Lage, Klima, Producte, Lebensweise und Religion der Bewohner rc.),
2. mit dem alten Griechenland.
§. 23. Die Deutschen und die Römer. Die Römer
kamen zum ersten Male mit den Deutschen in Berührung, als
ein Stamm der letzteren, die Kimbern, nach dem milden Süden
wanderte und 113 v. Chr. in Steiermark ein römisches Heer
schlug. Die Kimbern zogen dann nach Westen; mit ihnen ver-
banden sich die Teutonen. Nachdem sie nach und nach noch vier
römische Heere vernichtet hatten, wollten sie in zwei Abtheilungen
in Italien eindringen, die Teutonen von Westen, die Kimbern von
Norden her. Marius vernichtete jene in Südgallien, diese in
Norditalien. — Cäsar ging zweimal von Gallien aus über den
Rhein, richtete aber gegen Deutschland nichts aus; doch fochten
seitdem viele Deutsche als Söldner in den römischen Heeren. Zu
Augustus Zeiten bildeten Rhein und Donau die Grenzen. Sein
Stiefsohn Drusus unternahm von den Niederlanden aus (12—9
v. Chr.) vier Züge durch Deutschland bis an die Elbe, legte am
Rhein 50 feste Plätze und Landstraßen, an der Nordsee Emden
an. Vornehme Deutsche gingen nach Rom, um dort gebildet zu
werden. Marbod, König des deutschen Stammes der Marko-
mannen, legte im jetzigen Böhmen ein nach römischer Art ein-
gerichtetes Reich an. Allmählich eroberten die Römer das Land
zwischen Elbe und Rhein; Tiberius suchte durch List, Varus
durch Gewalt zu herrschen. Letzterer zwang den Deutschen römi-
sche Rechtspflege, Sitte und Sprache auf, bis er von Hermann
oder Arminius im Jahre 9 n. Chr. im Teutoburger Wald
besiegt und hierdurch Deutschlands Unabhängigkeit, Sitte und
Sprache gerettet wurde. (Aufgabe: Erzähle, was dein Lesebuch
über diese Schlacht sagt!). Germanicus (14—16) kam drei-
mal siegreich über die Weser, zog aber jedesmal mit großen Ver-
lusten wieder ab. — Die Römer behielten jedoch das jetzige
Süddeutschland bis an den Rhein und Main, befestigten es und
bevölkerten es durch römische Soldatencolonieu; es entstanden die