1876 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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den Kriegen gegen Frankreich nicht Theil genommen. Als Napoleon
ohne Vorwissen Preußens Hannover an England zurückgab, erklärte
Preußen ihm in Gemeinschaft mit Russen und Sachsen den Krieg.
(Vierte Coalition). In den Schlachten bei Jena und Au er-
st ädt (im Herbste 1806) wurde jedoch das preußisch-sächsische ■
Heer auseinander gesprengt. Napoleon überschwemmte ganz Preußen
mit seinen Truppen; die meisten Festungen ergaben sich feig; Berlin
wurde erobert. Bald stand Napoleon an der Ostgrenze, und nach
den blutigen Schlachten von Preußisch-Ehlau und Friedland
(7., 8. Februar und 14. Juni 1807) war das preußisch-russische
Heer zertrümmert. Im Frieden von Tilsit verlor Preußen die
Hälfte seiner Länder (alles Land westlich von der Elbe, Magde-
burg, die Provinzen Posen und Warschau, Danzig.) Außer einer
Milliarde Franken Contribution, die schon erhoben waren, mußte
Preußen noch 140 Mill. Fr. Kriegskosten zahlen und blieb von
Franzosen besetzt. Die abgetretenen polnischen Provinzen vereinigte
Napoleon mit Sachsen, das ein Königreich wurde. Aus den
preußischen Provinzen westlich von der Elbe, Hannover, Hessen-
Kassel, Braunschweig (Herzog Karl Wilhelm Ferdinand, verwundet
bei Auerstädt, gestorben in Ottensen) re. bildete er das Königreich
Westfalen (Hauptstadt Cassel), das sein Bruder Jerome erhielt.
(Bald trennte er den Norden wieder davon ab und vereinigte
die Elb-Weser-Mündungslande mit Frankreich.) Sachsen, West-
falen rc. traten dem Rheinbünde bei (7900 H)-Meilen, 17x/9 Mill.
Einwohner). Mit dem Falle Preußens war die Unterdrückung
Deutschlands vollendet. Die Hälfte des ehemaligen deutschen
Reiches war mittelbar oder unmittelbar von Frankreich abhängig,
so daß alle Stände und Verhältnisse unter der Fremdherrschaft
furchtbar litten. Die französischen Beamten schalteten rücksichtslos
in Deutschland; Verwaltung und Rechtspflege wurden der fran-
zösischen angepaßt; die beständigen Lieferungen für die Armee,
die Handelssperre rc. machten das Land arm. Das Volk aber
schwieg und duldete; denn wer nur den Mund aufthat, dem drohte
Gefängnis oder Tod (Buchhändler Palm). — 5. Auch Spanien
und Portugal wurden von Frankreich unterworfen (Joseph erhielt
Spanien, Murat Neapel); doch haben sie mit Hülfe der Eng-
länder bis 1814 für ihre Freiheit gekämpft. (Englisch-deutsche
Legion, Hannoveraner.) — Im Jahre 1809 erhob sich Oester-
reich, als gerade Napoleons Hauptheer in Spanien war, unv
wollte das französische Joch abschütteln. Doch war Oesterreich
wieder unglücklich; denn die entscheidende Schlacht von Wagram
in der Nähe Wiens ging verloren*), Oesterreich verlor deutsches
*) Auch die Erhebungen (im Süden durch Andreas Hoser in Tirol, in
Hessen durch Dörnberg, im Norden durch Schill) in Deutschland fruchteten