1902 -
Leipzig
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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I
mann zwei!" Schweppermanns Teilnahme an der Schlacht ist aber geschichtlich
nicht erwiesen. Leopold, der Bruder des Besiegten,
setzte den Krieg fort. Auch mit dem Papste entzweite sich
Ludwig und verfiel dem Banne. Da versuchte er eine
Aussöhnung mit dem gefangenen Friedrich und besuchte
ihn selbst. Der Kummer hatte den Gefangenen ge-
beugt und sein Haar gebleicht; seine Gattin hatte sich
die Augen ausgeweint. Friedrich gelobte eidlich, den
Frieden zu erwirken oder in seine Haft zurückzukehren.
Da er den Starrsinn seines Bruders nicht zu beugen
vermochte, so stellte er sich wieder in München zur Haft.
Gerührt umarmte ihn Ludwig und teilte hinfort Tisch,
Bett und Regierung mit ihin. Aber der Kummer
hatte Friedrichs Gesundheit untergraben und führte
ihn einem frühen Tode zu. Schönheit, Macht und
Edelmut bei unsäglichem Unglück, das war sein Leben!
Vergebens suchte Ludwig voin Banne loszukommen,
aber der Papst stellte harte Bedingungen. Da traten
die Kurfürsten zu Reuse am Rhein zusammen und
erklärten, daß ein rechtmäßig gewühlter Kaiser
der päpstlichen Bestätigung nicht bedürfe.
2. Zustände in der Mark Brandenburg. Nach Waldemars Tode
war die schlimmste Unordnung in der Mark Brandenburg eingerissen. Die
Raubritter und die Grenznachbarn wetteiferten in der Schädigung des Landes.
Der Kaiser belehnte endlich seinen Sohn Ludwig mit dem herrenlosen Lande
(1324). Doch schwere Mühe kostete es, die raublustigen Nachbarn und den
Raubadel im Zauine zu halten. Dazu wälzte sich von Osten eine schwere
Wetterwolke heran. Der Polenkönig stel mit seinen wilden Horden in die
Mark ein, plünderte Kirchen und Klöster, steckte Dörfer und Städte an, ließ
die Felder zerstampfen, Weiber und Kinder mißhandeln, alle Wehrhaften
niederschlagen und gegen 6000 Männer in die Sklaverei schleppen. Ludwig
wurde seines Lebens in der Mark so wenig froh wie sein Vater im Reiche.
Letzterer hatte eigenmächtig die herrische Margarete Maultasch von Tirol
von ihrem Manne geschieden, um sie mit seinem Sohne Ludwig zu ver-
mählen. Dadurch erzürnte er aufs neue den Papst und entfremdete sich
viele Herzen. Zwei Gegenkaiser wurden gegen ihn aufgestellt, aber sie kamen
nicht zu rechtem Ansehen. Da ereilte ihn plötzlich der Tod auf der Bären-
jagd, und Karl Iv. von Luxemburg kam auf den Thron (1347).
3. Der falsche Waldemar. Durch ein listiges Gaukelspiel seiner Feinde
wurde dem Markgrafen Ludwig die Mark Brandenburg vollends verleidet.
Ein bejahrter Pilger erbat sich vom Erzbischof von Magdeburg, der eben
beim Gastmahl saß, einen Becher Wein. Er erhielt ihn, trank und ließ
dann einen Siegelring in den Becher fallen. Als der Erzbischof diesen er-
blickte, rief er: „Das ist Markgraf Waldemars Ring!" . Sogleich ließ er
den Pilger herausführen und erkannte aus seinen Zügen, seiner Haltung und
seinen Worten den totgeglaubten Waldemar. Dieser erzählte, daß ihn Ge-
wissensbisse über die Ehe mit einer nahen Verwandten zu einer Pilgerfahrt
ins heilige Land getrieben hätten. Dort habe er von der kläglichen Not
seines Volkes gehört und sei nun heimgekehrt, um sie zu enden. Die Feinde
Ludwigs und das Volk der Mark fielen dem vorgeblichen Waldemar zu. Nur
Frankfurt, Spandau und Treuenbrietzen blieben Ludwig treu. Gegen