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1. Illustriertes Realienbuch - S. 71

1902 - Leipzig : Hofmann
I 71 23. Friedrich Wilhelm I., der Soldatenfreund (1713—1740). 1. Der schlichte Charakter. Sein Wesen war einfach, ungezwungen und derb. Er aß bürgerliche Kost, ging im schlichten Soldatenrocke und ruhte auf hölzernem Schemel. Seine Redeweise war ungesucht. Widerspruch schnitt er ab mit dem kurzen Worte: „Räsonnier er nicht!" Im Zorn war er mit Scheltworten und Stockschlägen nicht sparsam. Als die Stände eine Steuer verweigerten, drohte er, „die Junkers ihre Autorität zu ruinieren". „Die Königsgewalt wollte er wie einen Fels von Erz aufrichten." Zwei Juden, die im Schloßgarten aus Furcht vor seinem scharfen Blicke flohen, holte er ein und gab ihnen den Stock zu kosten mit der Weisung: „Ihr sollt mich nicht fürchten, sondern lieben!" Von früh bis spät war er thätig; um alles bekümmerte er sich; auf alles hatte er acht; alle Beamten zitterten vor ihm. Den Thorschreiber in Potsdam, der die Bauern stundenlang am Thore warten ließ, prügelte er eigenhändig aus dem Bette mit dem Gruße: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" Seine Erholung suchte er im Tabaks- kollegium, wo zwanglos gegessen, getrunken, geraucht und gescherzt wurde. 2. Der unermüdliche Regent. Seine Regierung war einsichtig und ge- wissenhaft. Sparsamkeit ging ihm über alles. Um Volkswohl, Soldaten und Geld drehte sich sein Denken und Thun. Alle überflüssigen Hofbeamten entließ er. Die Verwaltung regelte er aufs genaueste. Ackerbau und Viehzucht unterstützte er fleißig. Seine Staatsgüter machte er zu Musteranstalten und befreite die Bauern darauf von der Hörigkeit. In das durch die Pest entvölkerte Preußen ries er die vertriebenen evangelischen Salzburger. Den Beamten verbot er die Plackereien der Bauern: „Die Herren Räte sollen nicht mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren!" Berlin erweiterte 39- ^febrfcf) Wilhelm i. und verschönerte er, indem er oft mit Härte zum Bauen nötigte: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" Er legte Fabriken aller Art an und ließ seine Soldaten nur inländische Tuche tragen. Den Hökerinnen auf Märkten und Straßen befahl er, nicht Maulaffen feil zu halten, sondern neben ihrem Kram zu spinnen, zu stricken und zu nähen. Den Handwerksmeistern schrieb er genau vor, wie sie ihre Lehrlinge halten sollten. Er liebte und übte Recht und Gerechtigkeit, haßte aber die Advokatenkniffe. Als er einst einen Ange- klagten verteidigen hörte, meinte er: „Der Kerl hat recht!" Nachdem er den Gegenpart gehört, rief er ärgerlich: „Der Kerl hat auch recht!" und schlug donnernd die Thür hinter sich zu. Das Glück seiner Unterthanen war das Ziel seines Lebens und Strebens. Besonders viel hat der König für die Schulen gethan. Er gründete überall neue Schulen und befahl den Eltern, ihre Kinder vom 5.—12. Jahre hinein zu schicken, damit sie Gottes Wort, Lesen, Schreiben und Rechnen lernten. Oft besuchte der König die Schulen und prüfte die Kinder. Mit Recht hat man ihn den Vater der preußischen Volksschule genannt. Ebenso hat er den fleißigen, pünktlichen und zuver-
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