1902 -
Leipzig
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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und trinkt. Der Bayer ist eine ernste, biedere, etwas langsame, doch gemütliche
Natur. Die Bauern der Hochebene sind gutmütig, naturwüchsig, lebenslustig,
allerdings bei einem guten Trünke auch zu „Händeln" geneigt.
7. Das Königreich zerfällt in die 8 Kreise: 1. Ober- und 2. Nieder-
bayern (auf der Hochebene nördlich bis über die Donau und bis an den
Böhmerwald), 3. die Rheinpfalz, 4. die Oberpfalz mit Neaensburg (im
Gebiet der Naab), 5. Oberfranken (im Gebiet der Regnitz und des oberen
Main), 6. Mittelfranken (im Regnitz- und Altmühlgebiete), 7. Unterfranken
<im Mainthale) und 8. Schwaben auf der bayerischen Hochebene.
Wo liegen: das „Isar-Athen" München (mit Vororten 499), das schön-
gelegene Pas s au, wo sich die Holzflößer aus dem Böhmerwalde sammeln, das
altberühmte, reiche Augsburg (89), das wichtige Regensburg (45), der
Bischofssitz Bamberg (40), die alte Residenz Baireuth (29), das altertümliche
und regsame Nürnberg (261), die Universitäten Erlangen und Würzburg
(75) und die Totenstadt der deutschen Kaiser, Spei er?
Die Hauptstadt und Residenz München liegt auf öder Hochfläche. Der
Kunstsinn des Königs Ludwig I. hat sie zu einer der schönsten Städte gemacht.
Die herrlichsten Sammlungen von Gemälden und Bildsäulen findet man hier.
Leicht erreicht man mit der Eisenbahn den herrlichen Starnberger und andere
Seen. Viele schöne fürstliche Schlösser finden sich in den Voralpen.
Das Bild einer echt deutschen Stadt bietet Nürnberg. Es liegt in sandiger
aber wohlangebauter Ebene an der Pegnitz. Den Waldschmuck vermißt man
in der Umgebung. Die Straßen sind eng und krumm, aber nicht langweilig.
Eine Ringmauer mit schönen Warttürmen schließt die Stadt ein. Ein Blick
von der Feste, wo die Hohenzollern als Burggrafen wohnten, jeder Schritt
in den Straßen, der immer neue Bilder zeigt, erfreut höchlich. Überall sieht
man altertümliche Häuser mit kunstvoller Schnitzerei, prächtig ausgeschmückte
Kirchen, schön gezierte Brunnen und geschichtliche Erinnerungen. Hier lebten:
der Dichter Hans Sachs, der Maler Albrecht Dürer, der Erzgießer Peter
Bischer und der Erfinder der Taschenuhren, Peter Hele. Großartige Samm-
lungen enthält das germanische Museum. Nürnberg war die Königin der
deutschen Städte, und noch heute herrscht der regste Verkehr in dieser Stadt;
besonders sind ihre Spielwaren, Nürnberger Tand, und Pfefferkuchen berühmt
Alter Spruch: „Straßburger Geschütz, Nürnberger Witz. Venediger Macht, Augs-
burger Pracht, Ulmer Geld bezwingt die ganze Welt." Mit Nürnberg ist das nahe
gewerbthätige Fürth (54) seit 1835 durch die älteste deutsche Eisenbahn verbunden.
23. Das Königreich Württemberg.
(Flächeninhalt: 19500 qkm. — Bevölkerung: 2.2 Mill. Einw.)
Es liegt zwischen Baden und Bayern im schwäbisch-fränkischen
Stufenlande und im Gebiete des Neckar und ist ein schönes Land. Von
den Bewohnern sind evangelisch und 1k katholisch. Ein kleiner Teil
Württembergs liegt aus der bayerischen Hochebene zwischen Bodensee und
Donau, der größere Teil östlich vom Kamme des Schwarzwaldes in dem
anmutigen schwäbischen Stufenlande. Die südliche Schwelle desselben ist der
schwäbische Jura, der die Donau auf dem linken User begleitet und sich in der
Rauhen Alp bei der Donau- und Neckarquelle an den Schwarzwald lehnt.
Hier liegen der Hohenzollern und der Hohenstaufen. Das Gebiet
des Neckar und seiner Zuflüsse zeigt den schönsten Wechsel von Thal- und Berg-
landschaften, überall fruchtbare Felder, frische Wälder, grüne Wiesen, klare
Gewässer, Weinberge mit Winzerhäusern, schmucke Dörfer, kleine aber regsame
Städte. Das Land ist reich an Getreide, Obst und Wein, aber arm an Kohlen,
und hat darum kein starkes Fabrikwesen. — Die Schwaben sind ein treu-
herziges, frohgemutes und geschicktes Volk. Unter vielen trefflichen Dichtern hat
das Land auch Schiller und Uh land geboren.
Wo liegen: die schöne Residenz Stuttgart (176), das regsame Friedrichs-