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1. Realienbuch für Stadt- und Landschulen - S. 56

1900 - Osnabrück : Rackhorst
56 zubauen. Selbst von beu Kanzeln ließ er ihnen den Kartoffelbau em- pfehlen, schenkte ihnen ganze Wagenladungen von Pflanzkartoffeln und zwang die Bauern, sie zu pflanzen. Wie sein Vater, so schützte auch Friedrich die hörigen Bauern gegen rohe Behandlung und gebot, daß sie höchstens wöchentlich drei Tage Hofdienste leisten sollten. 2. Westpreußcn. Neun Jahre nach dem siebenjährigen Kriege ge- wann der König eine ganze Provinz ohne Blutvergießen. Das König- reich Polen war durch eine schlechte Regierung ganz verfallen; deshalb beschlossen Rußland, Österreich und Preußen, das Land zuteilen. Preußen erhielt die Provinz Westpreußen, so daß also jetzt Ostpreußen mit dem übrigen Staate zusammenhing. Aber wie traurig sah es in Westpreußen aus! Im ganzen Lande gab es weder Post noch Apotheke, kaum Hand- werker. Der König teilte das Land sofort in Kreise und Gemeinden, errichtete. Kirchen und Schulen und sandte Hunderte von Beamten, Geist- lichen, Ärzten, Lehrern und Handwerkern dorthin, hob die Leibeigen- schaft auf und führte den Schulzwang ein. Deutsche Ansiedler wan- derten ein, so daß allmählich deutsche Sprache und Sitte zur Herr- schaft kam. 3. Handel, Gewerbe, Steuern. Zur Stütze des Handels erbaute Friedrich der Große mehrere Kanäle, z. B. den Bromberger, und gründete die Königliche Bank, die jetzige Reichsbank. Um das inländische Gewerbe zu fördern, erschwerte er die Einfuhr fremder Waren, indem er von ihnen einen Eingangszoll erhob, oder er verbot sie ganz. Er gründete in Berlin eine Königliche Porzellanfabrik sowie eine Spinnerei mit Dampfbetrieb, in Schlesien Spinnschulen und verwandte bei den oberschlesischen Bergwerken schon eine Dampfpumpe. Hierzu sowie zur Unterhaltung des Heeres gebrauchte der König viel Geld; da aber das Land bald wieder aufblühte, vermochte es die Abgaben leicht zu zahlen. Die notwendigen Lebensbedürfnisse des kleinen Mannes ließ er steuer- frei ; die Luxusgegenstände aber belegte er mit hoher Abgabe. Zu ihnen rechnete er auch Kaffee und Tabak. Beide Waren konnten die Kaufleute nur von der Regierung zu einem hohen Preise kaufen. Eine solche Ein- richtung nennt man Monopol, d. i. Alleinbandel. Das Volk war da- mit nicht zufrieden. Als der König einst durch Berlin ritt, bemerkte er, daß die Menge ein Bild betrachtete, welches ihn darstellte, wie er auf einem Schemel sitzend die Kaffeemühle drehte. „Hängt es doch tiefer", rief er, „damit die Leute sich nicht den Hals ausrecken." Da brach die Menge in lauten Jubel aus und zerriß das Bild. Der König ließ sich auch nicht irre machen, die Staatskassen füllten sich. Für sich selber brauchte er sehr wenig; mit Recht konnte er sagen: „Ich bin arm, mein Staat ist reich." 4. Die Rechtspflege war von der Verwaltung noch nicht getrennt; aus dem Lande waren Richter und Rechtsanwälte unwissend und be- stechlich. Der Arme konnte wegen der hohen Kosten kaum einen Prozeß führen; gegen einen Reichen verlor er ihn stets. Friedrich hob sogleich beim Antritt seiner Regierung die Folter auf; später trennte er die Verwaltung von der Rechtspflege. Er stellte als Richter nur rechts- kundige Männer an, besoldete sie reichlich, ermäßigte aber die Gerichts- gebühren und befahl, daß alle Prozesse innerhalb eines Jahres beendigt sein müßten. Damit jeder wisse, was im Lande als Recht gelte, ließ er das allgemeine Landrecht ausarbeiten. Es war das erste Gesetzbuch
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