1900 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Schürenstiftung
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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57. Friedrich Wilhelms Iii. Friedensarbeit.
1. Verwaltung und Landwirtschaft. Friedrich Wilhelm hatte nach
der Wiederkehr des Friedens eine schwere Aufgabe zu lösen: die neu
erworbenen Landesteile mußten dem Gesamtstaate eingegliedert und die
durch den Krieg verursachte große Schuldenlast mußte abgetragen werden.
Durch die treue Arbeit des Königs und seiner Beamten wurde diese
Aufgabe gelöst; es konnten sogar noch große Summen für die Hebung
des Volkswohls verwandt werden. Wie früher schon in den östlichen,
so erhielten jetzt auch in den westlichen Provinzen Bürger und Bauern
die volle Freiheit und Selbständigkeit, die Städte «Selbstverwaltung.
Allen Gemeinden wurde gestattet, ihre Gemeindeländerei zu teilen und die
Ländereien der einzelnen Besitzer zusammenzulegen. Schon vor dem Unglücks-
semer Vaterstadt Gene, veschasngte ßch aber tuet nut Garten- und
Ackerbau, stellte durch Versuche fest, welche Nährstoffe den verschiedenen
Pflanzen besonders zuträglich seien, itub zeigte, daß man bei ge-
eignetem Fruchtwechsel deu Boden alljährlich bebauen könne. Friedrich
Wilhelm machte ihn zu seinem ersten Ratgeber in landwirtschaftlichen
Dingen und schenkte ihm ein großes Gut, aus welchem Thaer eine
Musterwirtschaft einführte und die erste landwirtschaftliche Lehranstalt
errichtete.
2. Zollverein. Der Handel wurde vou lästigen Fesseln befreit,
zunächst von der Thoraccise, die nicht nur die Waren verteuerte, sondern
auch wegen der damit verbundenen Zeitvergeudung lästig war. Bis
dahin mußten die Waren nicht nur verzollt werden, wenn sie die
Grenzen eines Landes, sondern auch, wenn sie innerhalb desselben
Landes die Grenzen einer Provinz überschritten. Sv gab es zwischen
Bremen und Minden 22 Zollstätten. In Preußen wurden jetzt die
Binnenzölle aufgehoben, so daß nur noch an der Grenze ein Zoll ge-
zahlt zu werden brauchte. Aber die langgedehnten Grenzeil des Landes
lvaren schwer zu überwachen; da der Osten und der Westen des König-
reichs durch fremde Gebiete getrennt waren, so mußten zwei Zollgebiete
gebildet werden. Deshalb bemühten sich preußische Staatsmänner, mit
anderen deutschen Staaten ein gemeinsames Zollgebiet zil schaffen. Zu-
nächst erklärten sich diejenigen Staaten dazu bereit, welche von Preußen
umschlossen waren, nach und nach auch andere, so daß am 1. Januar
1834 ein Deutscher Zollverein ins Leben trat, der alle deutschen Länder
außer Österreich, die Hansastädte, Hannover, Oldenburg und Mecklen-
burg umschloß. Innerhalb des Zollvereins durften alle Wareli zollfrei
versandt werden; der an den Grenzen erhobene Zoll wurde nach der
Zahl der Einwohner auf die Bundesstaaten verteilt. Der inländische
und ausländische Handel wuchs infolge dieser Vereinigung von Jahr zu
Jahr; noch wichtiger lvar, daß der Zollverein sich wie' ein Band um
die einzelnen Länder schlang und dadurch eine Bereinigung des deutschen
Volkes zu einem Reiche vorbereitete.
3. Schule und Kirche. Die größere Selbständigkeit, welche Bürger
und Bauern erlangt hatten, sowie die mannigfachen Neuerungen auf
dem Gebiete des Gewerbes erforderten anch eine bessere Volksbildung.
Deshalb wurde die Schulpflicht jetzt streng durchgeführt: jedes Kind