1900 -
Osnabrück
: Rackhorst
- Hrsg.: Schürenstiftung
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Oasen wachsen Gras, Mais und verschiedene Südfrüchte, besonders
Datteln. Sie sind die einzigen Orte der Wüste, die von Menschen be-
wohnt werden können. An Tieren ist die Sahara selbst sehr arm. Am
Rande derselben aber lebt der Löwe, der Leopard, die Gazelle, die
Giraffe und der Strauß.
4. Der Sudan [fubäljn], d. h. Land der Schwarzen, breitet sich südlich
von der Sahara ans. Der östliche Teil dieses Gebiets ist Steppe, der west-
liche aber ein gut bewässertes und fruchtbares Hoch- und Gebirgsland,
dessen Hauptstrom der Niger ist. Hier giebt es allsgedehnte Urwälder,
in denen man Ebenholz-, Weihrauch-, Gummi- uild Kautschukbäume,
sowie Ölpalmen linb den riesigen Assenbrotbaum siildet, deffeil Stamiil
nicht selten über 20 m Umfang hat. Hier Hansen auch zahlreiche Affen,
Elefanten, Nashörner. Flußpferde uild Krokodile. Die Bewohner des
Sudans sind Neger. Sie sind meist kräftig gebaut, haben eine schwarz-
braune Hautfarbe, krauses, wolliges Haar iiub dicke, wulstige Lippen.
Ihre Kleidung besteht nur alls einem Stück Baumwollenzeug oder Fell,
das sie sich um die Hüsten schlingen. Doch schmücken sie sich gern mit
Glasperlen, Muscheln, Federir und Ringeil von Elfenbein oder Gold.
Sie beschäftigen sich mit Ackerbau, Viehzucht und Jagd. Ihre Haupt-
nahrung besteht aus der Milch ihrer Rinder und Ziegen, ans Getreide
und Früchten. Die meisten Neger sind Heiden. Sie sind sehr aber-
gläubisch. Zum Schutz gegen böse Geister und Krankheiten holen sie
sich von ihrem Priester oder Zauberer einen Fetisch, d. i. eine Figur
aus Holz, Stein oder Thon, und beten diese all. Manche Negerstämme
sind gutmütig, andere aber sehr kriegslustig uild räuberisch. Einzelne
sind sogar so blutgierig, daß sie ihre Gefangenen töteil und verzehren.
Der Handel der Neger mit den Europäern ist ein Tauschhandel. Für
Elfenbein, Palmöl, Kautschuk, Straußenfedern rc. tauschen sie Zeilg,
Schmucksachen, Tabak und Salz, auch gern Branntwein und Waffen ein.
5. Der Kongostaat liegt in Mittelafrika im Gebiete des Kongo.
In dieseiil Lande haben alle Völker Ellropas freies Handels- und Schiff-
fahrtsrecht. Als Oberhaupt des Kongostaates gilt der König von Belgien.
6. Das Kapland ist eine englische Kolonie an der Südspitze Afrikas.
Es reicht bis zum Orangefl u ß. All den Küsten werden hauptsäch-
lich Weizen, Weill (Kapwein) uild Südfrüchte gebaut. Auf der Hoch-
ebene züchtet man Schafe, Rinder und Strauße. Die Ureinwohner Süd-
afrikas sind die Hottentotten, Buschmänner und Koffern. Die Haupt-
stadt des Kaplandes ist Kapstadt (80 T.). — Nördlich vom Orange
liegen die Freistaaten der holländischen Bveren (Buren — Bauern):
die Orange-Republik und die Südafrikanische Republik
,(Transvaal). Am Orange werden viele Diamanten gefunden; außerdem
birgt der Boden hier viel Gold.
7. Deutsche Besitzungen, a. Das Togoland liegt an der Sklaven-
küste in Oberguinea. Es hat etwa die Größe Württembergs und
ist an manchen Stellen sehr fruchtbar. Aus den pflaumenartigen Früchten
der Ölpalme werden große Mengen von Palmöl gewonnen. Die Steppen
im Innern des Landes eignen sich ganz besonders zur Schafzucht.
li. Kamerun erstreckt sich vom Meerbusen von Guinea bis zum
Tsadsee. Es ist fast so groß wie Deutschland und hat 3va Mill. Ein-
wohner. Der Pflanzenwnchs ist an der regenreichen Küste nnb den Ab-
hängen des Kamerungebirges außerordentlich üppig, im Hinterlande da-