1899 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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zurück, um dann als Stifter einer neuen, 'der Eigenart seines Volkes
entsprechenden Religion aufzutreten. Diese ist zusammengesetzt aus christ-
lichen, jüdischen und heidnischen Lehren, und ihre Hauptsätze sind fol-
gende: ..Es ist nur ein Gott, Allah, und Mohammed ist sein Prophet.
Gebet, Fasten und Almosen öffnen die Pforten des Himmels. Das beste
Werk ist der Kampf gegen die Ungläubigen." Die Anhänger seiner
Lehre erhielten den Namen Mohammedaner.
In seiner Vaterstadt Mekka fand Mohammed wenig Beifall; ja
man stellte ihm sogar nach dem Leben; deshalb stoh er 622 nach Medina.
Mit diesem Jahre der Flucht beginnen die Mohammedaner ihre Zeit-
rechnung. In Medina fand er bald viele Anhänger und eroberte nun fast
ganz Arabien. Er starb 632 und wurde in Medina beigesetzt. Nach seinem
Tode wurden seine Lehren gesammelt und aufgeschrieben; dadurch entstand
der Koran, das heilige Buch der Mohammedaner, in, 16 und 149.
b. Mohammeds Nachfolger, die Kalifen, verbreiteten die mohammedanische
Religion (den Islam) mit Feuer und Schwert über ganz Vorderasien und Nord-
afrika. Die mohaminedanifchen Mauren (ein Mischvolk in Nordafrika) setzten
sogar über die Meerenge von Gibraltar nach Spanien über, eroberten den größten
Teil dieses Landes und zertrümmerten das Westgotenreich. Im Jahre 732 waren
sie bis in die Mitte Frankreichs vorgedrungen, wurden aber von Karl Martell
bei Tsurs an der Loire (tur, loar) geschlagen und nach Spanien zurückgedrängt,
wo ihrer Herrschaft erst zur Zeit der Entdeckung Amerikas ein Ende bereitet
wurde. — ^53 eroberten die mohaminedanifchen Türken Konstantinopel, die
Hauptstadt des oströmischen Reiches, von hier aus drangen sie wiederholt bis Wien
vor. Erst Prinz Lugen und Markgraf Ludwig von Baden (der U.ürkenlouis) schlugen
sie so vollständig, daß sie aufhörten, Europa in Angst und Schrecken zu halten.
144. Karl der Große. 768—814.
Ii, 110—112, 131; Iii, 167.
a Der erste und mächtigste Deutsche Kaiser war Karl der Große.
Als König der Franken wollte er alle deutschen Völkerschaften zu einem
einzigen, großen Reiche vereinigen und durch das Christentum bei ihnen
Bildung. Gesittung und Wohlfahrt begründen. Dieses Ziel erreichte er
durch langjährige Kriege und eine weise Regierung.
Die ersten und schwersten Kriege hatte er gegen die Sachsen zu
führen. Diese wohnten vom Niederrhein bis zur Elbe. Sie waren
Heiden und machten häufig Raubzüge in fränkisches Gebiet. Erst nach
30jährigen Kämpfen wurden sie unterworfen und zum Christentum bekehrt.
Der Krieg mit den Sachsen wurde durch mehrere andere Kämpfe
unterbrochen. Die Langobarden in Italien bedrängten den Papst, der
deshalb Karl um Hilfe bat. Dieser zog Über die Alpen, besiegte den
Longobardenkönig und nahm ihm sein Land. Zum Dank für die geleistete
Hilfe setzte ihm der Past am Weihnachtsfeste 800 die römische Kaiser-
krone auf das Haupt. Dadurch wurde Karl der oberste Schirmherr aller
christlichen Völker. Diese Würde ging auf die folgenden deutschen Könige über.
Auch nach Spanien unternahm er einen Heereszug wider die Mau-
ren, eroberte das Land bis zum Ebro und nannte es die spanische
Mark. Gegen Osten, in Ungarn, wohnten die Avaren. Da sie häufig