1899 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kamen noch die Streitigkeiten mit den italienischen Städten, welche fort-
während Römerzüge erforderten, in denen Ströme deutschen Blutes nutz-
los vergossen wurden. Dadurch ging dieses glänzende Kaiserhaus schnell!
seinem Untergänge entgegen. Als von demselben nur noch ein unmün-
giger Knabe, Konradin (d. i. der kleine Konrad), übrig war, schenkte
der Papst dessen Erbland, das Königreich Neapel, einem französischen
Prinzen. Zwar zog Konradin, kaum 16 Jahre alt, nach Italien, um
sein väterliches Erbe wieder zu erobern; allein er ward geschlagen, ge-
fangen genommen und samt seinem Freunde Friedrich von Baden 1268
in Neapel öffentlich enthauptet. § 195, 2. ii, 136.
b. An Größe und Glanz ist kein Königsgeschlecht der Erde je dem
der Hohenstaufen zu vergleichen gewesen. Um so erschütternder ist sein
Untergang. Mit ihm sank aber auch der Glanz und Ruhm des Kaiser-
tums. Es begann jetzt die innere Auflösung des Reiches in zahlreiche
selbständige kleine Fürstentümer, und sechs Jahrhunderte waren not-
wendig, bis das Deutsche Reich in neuer Herrlichkeit erstand (1871).
151. Das Rittertum.
Ii, 137; Iii, 172.
a. Die Hauptmacht des deutschen Heeres bildete seit Heinrich I. die
Reiterei Da jeder Krieger für Waffen, Roß und Lebensmittel selbst
zu sorgen hatte, so konnten nur Reiche und Vornehme als Reiter dienen.
Dieselben genossen dafür auch ein höheres Ansehen und bildeten einem
eigenen Stand, den Ritterstand. Die Ritter wurden für ihren
Beruf sorgfältig erlogen. Im siebenten Jahre wurde der junge Adelige
einem angesehenen Ritter übergeben, dem er als Edelknabe (Page) diente
und der ihn in feiner Sitie und allen ritterlichen Künsten unterwies.
Im 14. Jahre wurde er mit dem Schwerte umgürtet, und er begleitete
nunmehr als Knappe seinen Herrn in den Krieg, zum Turnier (Kampf-
spiel) und auf die Jagd. Hatte er sich wieder 7 Jahre treu bewährt,
so wurde er im 21. Lebensjahre unter großen Feierlichkeiten in den
Stand der Ritter aufgenommen. Er bereitete sich durch Fasten, Wachen
und Gebet auf die feierliche Handlung vor. In einer Kirche vor dem
Altare wurde er mit der Waffenrüstung angethan und legte das Gelöbnis
ab, die Kirche und ihre Diener zu ehren, die Ungläubigen zu bekämpfen^
die Wahrheit zu reden, die Witwen und Waisen zu beschützen und seine
Ehre unbefleckt zu erhalten. Hierauf erhielt er die goldenen Sporen,
das Abzeichen der Ritterwürde, und der vornehmste der anwesenden
Ritter gab ihm mit dem flachen Schwerte drei Schläge auf den Nacken
und die Schultern; das war der Ritterschlag. An diese Feier schlossen
sich noch weltliche Festlichkeiten, Turnier, Bankett und Tanz an.
b. Die höchste Blüte erreichte das Rittertum zur Zeit der Kreuz-
züge. Um diese Zeit bildeten sich unter den Rittern, die ins Morgen-
land gezogen waren, die Ritterorden aus, und zwar der Johanniter-^
der Tempelorden und der deutsche Ritterorden.