1899 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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724 ein Kloster, das sich bald durch seinen Reichtum und die Gelehr-
samkeit seiner Mönche auszeichnete. In der Maingegend war Kilian,
bei Tauberbischofsheim eine Nonne Namens Lioba für die Verbreitung
der christlichen Lehre unermüdlich thätig. So groß aber auch der Eifer
dieser Glaubensboten war, so machte doch die Bekehrung der Alemannen
und Franken sehr langsame Fortschritte; denn die deutschen Volksstämme
zeigten überall die größte Anhänglichkeit an die Religion ihrer Väter
und mißhandelten oder löteten nicht selten die Boten des Evangeliums.
Erst während der Herrschaft Karls des Großen wurde das schwierige
Werk der Einführung des Christentums vollendet, n, 112.
194. Die Zähringer. Vergl. 8 143.
a. Um das Jahr 1050 lebte als Graf
im Breisgau, in der Ortenau und im Alb-
gau Berthold der Bärtige, ein Nachkomme
der alemannischen Herzoge. Er war wegen
seiner Weisheit, Gerechtigkeit und Frömmig-
keit vom Volke geliebt und hatte seine Be-
sitzungen durch glückliche Verhältnisse immer
mehr vergrößert. 1061 wurde Berthold mit
dem Herzogtum Kärnten und der Mark-
grafschaft Verona belehnt und führte
fortan den Herzogstitel. In den Kämpfen
zwischen Kaffer Heinrich Iv. und Papst
Gregor Vii. stellte sich Berthold auf die
Seite des letzteren und verlor dadurch nicht
nur sein Reichslehen, sondern mußte auch
mit ansehen, wie seine Erbländer verwüstet,
seine Unterthanen mißhandelt, Kirchen und
Klöster beraubt wurden. Aus Kummer hier-
über verfiel der greise Herzog in Wahnsinn
und starb auf einem seiner schwäbischen
Schlösser 1078. Er hinterließ 3 Söhne:
Berthold, Hermann u. Gebhard; letzterer wurde Bischof von Konstanz.
b. Sein Nachfolger Berthold Ii. söhnte sich später mit dem Kaiser
aus, und seine Besitzungen im Breisgau, in der Ortenau, auf dem
Schwarzwald und in der Schweiz wurden zu einem Herzogtum erhoben.
Er wohnte auf der Burg Zähringen bei Freiburg und nahm den Titel
Herzog von Zähringen an, den die Mitglieder des badischen
Fürstenhauses heute noch führen. Seine Nachkommen gehörten zu den
mächtigsten und treuesten Stützen der deutschen Kaiser und genossen ein
hohes Ansehen im ganzen Reiche. Ein großes Verdienst erwarben sich
die Zähringer durch Gründung von Städten, denen sie viele
Freiheiten und Rechte verliehen. Freiburg i. B. und sein herrliches
Münster, Offenburg, Villingen, Bern, Freiburg in der Schweiz und viele
andere verdanken ihre Entstehung den Zähringern.
Berthold der Bärtige.
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