1899 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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unbeweglich und ohne Lider; die Gehörwerkzeuge liegen in der Schädel-
höhle und sind äußerlich nicht bemerkbar. Das, was man gewöhnlich
als die Obren bezeichnet, sind die Kiemen, die Atemwerkzeuge des
Fisches. Öffnet man die Kiemendeckel, so erblickt man einige knorpelige
Bögen, an welchen kammförmig viele zarte, rote Blättchen mit zahl-
reichen Blutgefäßen angeordnet sind Die Fische nehmen mir dem Munde
Wasser auf und drücken dasselbe zwischen den Kiemen wieder hinaus;
diese ziehen dabei aus dem Wasser die Lebenslust an sich. An der
freien Luft werden die Kiemen bald zu trocken, und die Fische sterben
meist rasch. Im Leibe haben die Fische eine (gewöhnlich zweiteilige)
Luftblase, beim Hering Seele genannt. Die Fische sind stumm und
haben rotes, kaltes Blut. Zur Bewegung dienen ihnen die Flossen;
diese bestehen aus hornigen Strahlen mit dazwischen ausgespannter Haut.
Der Hering besitzt 2 Flossenpaare (nämlich die Brust- und Bauchflossen)
und 3 Einzelslossen (nämlich die Rücken-, After- und die gabelförmige
Schwanzflosse).
Die Heringe verzehren allerlei Wasserqewürm, kleine Fische, des. aber
kleine Krebse. Sie bewohnen in unermeßlichen Scharen die Nordsee,
seltener die Ostsee und halten sich für gewöhnlich am Grunde des Meeres
auf. Zur Laichzeit jedoch (Juni bis Januar) verlassen sie die Tiefe und
drängen sich in unabsehbaren, dichten Zügen gegen das Ufer, in die
Buchten und Flußmündungen hinein, um ihre Eier, den Rogen, abzusetzen^
b. Weithin erglänzt dann das Meer von den im Gedränge abgeriebenen
Schuppen und trübt sich oft durch die Menge des Laiches. Das ist die Erntezeit
für die Uferbewohner in Polland, Friesland, Schleswig Polstein und Norwegen.
Niele lange, weitmaschige Netze werden abends ins Meer gelegt und morgens mit
punderttausenden von Fischen wieder herausgezogen. Am Ufer türmen sich ganze
Fischberge empor. Um diese herum sitzen Frauen und Rinder, schneiden den Fischen
die Rehle auf und reißen ihnen mit e i n e m Griffe die Eingeweide heraus. Darauf
werden sie gewaschen, eingesalzen (gepökelt) und gleich in Fässer gepackt oder zu-
erst geräuchert. Alsdann werden sie als äußerst billiges Nahrungsmittel nach allen
Richtungen hinausgesandt und sind in Hütten und Palästen willkommen.
Alljährlich werden weit über eine Milliarde peringe gefangen und sicherlich
fallen noch viel mehr den gefräßigen Meerestieren zur Beute. Dennoch bemerkt
man keine Abnahme unter ibren Scharen. Dies verdanken sie ihrer fast unermeß-
lichen Fruchtbarkeit; denn ein einziges Weibchen kann jährlich 30 — 40000 Eier
ablegen.
Der pering ist der nützlichste unter allen Fischen. Biele tausend Men-
schen beschäftigen sich mit seinem Fang, seinem versand und verkauf; für manche
nordische Völkerschaften bildet sein Fleisch sozusagen das tägliche Brot Man unter-
scheidet Milchner (Männchen) und Rogner (Weibchen), Vollheringe (welche den
Rogen noch haben) und Pohlheringe. Nach der Art der Zubereitung giebt es
Salz- oder Pökelheringe, Räucherheringe oder Bücklinge und „Einmachheringe" (ma-
rinierte). viele werden auch, in Eis verpackt, frisch als „grüne peringe" verschickt.
258. Der Äal
hat einen schlangenähnlichen Körper und wird bei reichlicher Nahrung
über Iv2 m lang und sehr fett. Er ist oben olivengrün, unten weißlich.
Auf der sehr schlüpfrigen Haut sitzen winzig kleine Schuppen Der A.
hat nur Brust-, aber keine Bauchflossen; die Schwanzflosse ist mit der