1899 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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kann. Eine angeschlagene Glocke giebt einen Ton von sich. Berührt
man sie leicht mit dem Finger, so bemerkt man an ihr ein leises Zittern
oder Schwingen, das immer schwächer wird, je mehr der Ton abnimmt.
Zieht man die Saite einer Geige an und läßt sie rasch wieder los, so
vernimmt man einen Ton und sieht zugleich, wie sie hin- und herschwingt.
Hieraus ergiebt sich: Derschall entsteht, wenn dieteile eines
elastischen Körpers in sehr rasche Schwingungen geraten.
Arten. Erfolgen die Schallschwingungen regelmäßig und gleichartig, so er-
zeugen sie einen Klang oder Con. Ein Geräusch entsteht durch regellose und
verschiedene Schwingungen, ein Knall durch eine einmalige heftige Erschütterung.
380. Tonhöhe. Drückt man eine Stricknadel mit einem Ende an
den Tischrand fest, zieht das andere freie Ende abwärts und läßt es
dann los, so schwingt die Nadel auf und nieder und erzeugt einen Ton.
Durch verschiedene Versuche läßt sich leicht zeigen, daß sie um so lang-
samer schwingt und um so tiefer tönt, je länger das freie Ende ist, daß
dagegen ihre Schwingungen um so rascher erfolgen und der Ton um so
höher wird, je kürzer man sie hält. Die Töne werden also um
so höher, je mehr Schwingungen der tönende Körper in
einer gewissen Zeit (in 1 Sekunde) macht, und umgekehrt.
381. Fortpflanzung, a Der Schall wird durch die
Luft nach allen Seiten hin fortgeleitet und bis za unserm
Ohr getragen. Wie sich um einen ins Wasser geworfenen Stein kreis-
förmige Wellen bilden, die sich mehr und mehr erweitern und dabei
immer niedriger werden, so teilt ein schallender Körper seine Schwingungen
der Luft mit, in der sie sich als Schallwellen allseitig (hohlkugel-
artig) ausbreiten, dabei aber immer schwächer werden. Die Schallwellen
bestehen aus Luftverdichtungen und -Verdünnungen. Denn die schwingende
Stricknadel, Saite u. s. w versetzt mit jeder Schwingung der Luft einen
Schlag, verdichtet sie vor sich und verdünnt sie hinter sich. — Der
luftleere Raum kann den Schall nicht fortleiten. Stellt man ein
aufgezogenes Weckerwerk unter die Glocke einer Lufipumpe und zieht die
Lust heraus, so verstummt der Ton.
Feste und flüssige Körper leiten den Schall noch besser und
rascher fort als die Luft, kfängt man eine Taschenuhr an das Ende eines
langen Balkens und hält das Ghr an das andere Ende, so vernimmt man das
Ticken ganz deutlich. Fernes Pferdegetrappel und Kanonendonner kann man er-
kennen, wenn man das Mhr an die Erde legt. Unter Wasser ist das Aneinander-
reiben zweier Steine in großer Entfernung zu vernehmen.
d. Geschwindigkeit. Der Schall legt in 1 Sekunde einen
Weg von etwa 333 m zurück (— 1la km). Wird in großer Ent-
fernung ein Geschütz abgebrannt, so sieht man das Feuer und den Dampf
im selben Augenblicke, während der Knall erst nach einiger Zeit unser
Ohr erreicht. Ähnlich ist es bei einem Gewitter. Je weiter dasselbe
entfernt ist, desto später folgt der Donner dem Blitze. Die Entfernung
kann man nach der Anzahl der Pulsschläge berechnen, die zwischen Blitz
und Donner zu zählen sind, indem man auf einen Pulsschlag (— nicht
ganz 1 Sekunde) 300 m annimmt.