1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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§ 63. Bodenbesckaffenkeit Südamerikas. — 1. Die
Gebirge: a)^Die Anden liegen nabe und parallel der West-
küste von der Südspitze bis zum Karibischen Meere; sie sind an
7500 km lang, 100 bis 750 km breit. Die Gipfel ragen viel-
fach in die Schneeregion. Man zählt über 50 Vulkane. Die
einzelnen Teile werden nach den Küstenländern benannt. Im
Süden ist die Kette einfach, weiter nördlich verlaufen 2 bis 3 Ketten
nebeneinander, zwischen welchen sich Hochthäler befinden. Als
höchster Berg gilt fetzt der Aconcagua, fast 7000 m hoch. —
b) Das brasilische Bergland. — c) Das Bergland von
Guyana. — 6- Das Küstengebirge von Venezuela.
In der Mitte zwischen S. und N. erreichen die Anden ihre größte Breite.
Hier befindet sich in einer Höhe von über 3800 m der Titicacasee,
8300 qkm; er bat süßes Wasser und baumlose Ufer. Im O. desselben erhebt
sich der Jllampu von Sorlta bis über 0500 m. Auf der Hochebene von
Quito (Kito) liegt der Chimborazo stschimborasso), 6300 m, und der
stets rauchende Cotop'axi, 6000 m. Die Gipfel dieser Berge sind mit
ewigem Schnee bedeckt. Infolge der kalten Humboldtströmung ist das
Küstengebiet vom 30° südl. Breite bis nahe zum Äquator regenarm. sandig und
nur in den Flußtbälern fruchtbar. (Wüste Atacama, reich an Salpeter und
Silber.) In den Stufenländern gedeihen europäische Kulturpflanzen, und aus
den Hochebenen, wo ein ewiger Frühling herrscht, finden sich vortreffliche Wiesen.
Der regenreichere Obstabhang hat eine üvpige Vegetation (Nutzhölzer; China-
rinde). Lama und Kondor sind die charakteristischen Tiere des metallreichen
Hochgebirges.
2. Flüsse und Tiefebenen: a) Der Magdalenen-
stroin durchfließt eine kleine, heiße Ebene. — b) Der Orin oko
steht in Bezug auf Länge und Gebiet hinter der Donau etwas
zurück, übertrifft sie aber an Wasserreichtum; sein Delta ist fast
so groß wie die Rheinprovinz. Die Ebenen des O. heißen Llanos
(ljanos). — c) Der Amazonenftrom (5500 km lang, Gebiet
an 7 Mist. qkm) ist der größte Strom der Erde. Seine Quellen
liegen nur etwa 120 km vom Großen Ozean entfernt. Er hat
gegen 100 schiffbare Nebenflüsse, von denen 20 so groß oder noch
größer als der Rhein sind. Sein nördlicher Mündungsarm ist
an 80 km, der südliche an 50 km breit Durch den K a si quia re
steht sein Nebenfluß Negro mit dem Orinoko in Verbindung.—
d) Der Paraná (Nebenfluß Paraguay, d. h. Papageienfluß)
mündet zusammen mit dem Uruguay in den meerbusenartigen
Rio de la Plata, d. h. Silberstrom.
Die Llanos (d. h. Ebenen) sind Steppen, welche sich während der
Regenzeit (April—oktober) mit mannshohem Graswuchse bedecken; die niedriger
liegenden Teile verwandeln sich in unabsehbare Seeen. Mächtig erwacht jetzt
das Ticrleben; Pferde und Rinder schwelgen im Überflüsse, Krokodile und Boa-
schlangen brechen aus ihrem Verstecke und der schöngefleckte Jaguar lauert auf
Beute? Im Sonnenbrände der trockenen Jahreszeit aber klafft der dürre Boden
auf, die Grasdecke verdorrt und zerfällt in Staub. — Die Tiefebene d es
Amazonenstromes ist durchweg mit dichten, undurchdringlichen, sumpfigen
Urwäldern (Selvas) bedeckt, in denen die zahlreichen Wasseradern die einzigen
Straßen bilden. Belebt wird der Urwald von zahlreichen Brüllaffen. Papa-
geien, Kolibris und fußlangen Schmetterlingen. Das äußerst ungesunde Klima