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1. Weltkunde - S. 112

1896 - Hannover : Helwing
112 Hermunduren und Markomannen die Grenzwacht gegen die Römer. Einzelne Stämme (Sueven) schweiften noch heimatlos im Lande umher. Der Germane zeichnete sich durch einen kräftigen Körper aus. Rötliches Haar umwallte sein frischrotes Angesicht, aus welchem ein Paar blaue Augen trotzig und kühn hervorblitzte. Der Germane diente in heiliger Ehrfurcht seinen Göttern;" er liebte die Freiheit über altes; Kampf und Krieg waren seine höchste Lust. Seine Hütte stand jedem Wanderer offen, der Gastfreundschaft begehrte. Er wachte streng über das keusche Leben m seinem Hause und hielt die treue Gattin in hohen Ehren. Der Rat weiser Frauen („Wolen", Seherinnen» wurde als Stimme der Götter gern gehört. Diesen schönen Zügen in dem Wesen des Germanen standen leider recht häßliche gegenüber. Er wußte in vielen Dingen nicht Maß zu halten. Sein'kampfes- mut artete rasch in Rauflust und rasende Wut aus. Wenn er beim fröhlichen Gelage saß, so war er unmäßig im Trinken und im Würfelspiel. Ernste Arbeit hielt er unter seiner Würde, nicht aber das faule Liegen auf der Bärenhaut. Die Blutrache zu üben war Recht des freien Germanen. Das Christentum hat hierin manches gebessert. Die Frau fertigte mit Hülfe der Kinder und Mägde die einfache Kleidung für die Familie und das Ingesinde an. Ge- wänder aus Lelnewand und Wolle, darüber im Wmter vielleicht ein Bärenpelz, schützten den Körper, den der Germane von Kindesbeinen an abhärtete. Einfach, aber reichlich und kräftig war die Nahrung unserer Borfahren. Das Wildpret des Waldes und die Tiere der Herde gaben saftigen Braten; Gersten- und Haferbrei, Mohrrüben und Rettige nebst anderem Gemüse bildeten die Zukost. Die Milch der Herden, Met (ein Getränk aus Honig und Wasser gebraut) und Bier wurden gern und viel getrunken. Der Germane liebte es, allein zu wohnen, deshalb waren ge- schlossene Städte und Dörfer in Germanien in ältester Zeit unbe- kannt. Wo eine Quelle, eine grüne Aue, ein lichter Hain, ein plätschernder Bach zur Ansiedelung einlud, da wurde das einfache Haus aus Balken und Brettern aufgeschlagen und mit einem Strohdache bedeckt. Meist waren Diehstall und Scheune mit dem Hause unter einem Dache, im Innern nur durch ein Gatter vom Wohnraumc getrennt. Den heiligen Mittelpunkt des Hauses bildete der Herd. Dem Herde gegenüber stand der Eichentisch, von Holzbänken umgeben. Rund um das Haus der Germanen lagen Hof und Feldland, wo Frau und Kinder, Knechte und Mägde schafften. Der freie Germane dagegen übte das Waidwerk, wenn nicht Festgelage oder Kampf ihn fesselten. In seinem Besitztume war der Hausvater unumschränkter Herr und Gebieter. Ihm zur Seite stand die Hausfrau, welche die Wirtschaft leitete und dem Ingesinde die Arbeit anwies. Während die Mädchen daheim am Spinnrocken und Webstuhle saßen, mußten die Knaben sich in den
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