1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Hermunduren und Markomannen die Grenzwacht gegen die Römer.
Einzelne Stämme (Sueven) schweiften noch heimatlos im Lande umher.
Der Germane zeichnete sich durch einen kräftigen Körper
aus. Rötliches Haar umwallte sein frischrotes Angesicht, aus
welchem ein Paar blaue Augen trotzig und kühn hervorblitzte.
Der Germane diente in heiliger Ehrfurcht seinen Göttern;" er
liebte die Freiheit über altes; Kampf und Krieg waren seine
höchste Lust. Seine Hütte stand jedem Wanderer offen, der
Gastfreundschaft begehrte. Er wachte streng über das keusche
Leben m seinem Hause und hielt die treue Gattin in hohen
Ehren. Der Rat weiser Frauen („Wolen", Seherinnen» wurde
als Stimme der Götter gern gehört. Diesen schönen Zügen in
dem Wesen des Germanen standen leider recht häßliche gegenüber.
Er wußte in vielen Dingen nicht Maß zu halten. Sein'kampfes-
mut artete rasch in Rauflust und rasende Wut aus. Wenn er
beim fröhlichen Gelage saß, so war er unmäßig im Trinken und
im Würfelspiel. Ernste Arbeit hielt er unter seiner Würde,
nicht aber das faule Liegen auf der Bärenhaut. Die Blutrache
zu üben war Recht des freien Germanen. Das Christentum hat
hierin manches gebessert.
Die Frau fertigte mit Hülfe der Kinder und Mägde die
einfache Kleidung für die Familie und das Ingesinde an. Ge-
wänder aus Lelnewand und Wolle, darüber im Wmter vielleicht
ein Bärenpelz, schützten den Körper, den der Germane von
Kindesbeinen an abhärtete. Einfach, aber reichlich und kräftig
war die Nahrung unserer Borfahren. Das Wildpret des Waldes
und die Tiere der Herde gaben saftigen Braten; Gersten- und
Haferbrei, Mohrrüben und Rettige nebst anderem Gemüse bildeten
die Zukost. Die Milch der Herden, Met (ein Getränk aus Honig
und Wasser gebraut) und Bier wurden gern und viel getrunken.
Der Germane liebte es, allein zu wohnen, deshalb waren ge-
schlossene Städte und Dörfer in Germanien in ältester Zeit unbe-
kannt. Wo eine Quelle, eine grüne Aue, ein lichter Hain, ein
plätschernder Bach zur Ansiedelung einlud, da wurde das einfache
Haus aus Balken und Brettern aufgeschlagen und mit einem
Strohdache bedeckt. Meist waren Diehstall und Scheune mit dem
Hause unter einem Dache, im Innern nur durch ein Gatter vom
Wohnraumc getrennt. Den heiligen Mittelpunkt des Hauses
bildete der Herd. Dem Herde gegenüber stand der Eichentisch,
von Holzbänken umgeben. Rund um das Haus der Germanen
lagen Hof und Feldland, wo Frau und Kinder, Knechte und
Mägde schafften. Der freie Germane dagegen übte das Waidwerk,
wenn nicht Festgelage oder Kampf ihn fesselten.
In seinem Besitztume war der Hausvater unumschränkter Herr und
Gebieter. Ihm zur Seite stand die Hausfrau, welche die Wirtschaft leitete
und dem Ingesinde die Arbeit anwies. Während die Mädchen daheim
am Spinnrocken und Webstuhle saßen, mußten die Knaben sich in den