1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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roten Bart bläst, sprühen Blitze, wenn er seinen Hammer zur Erde
schleudert, prasseln die Donnerschläge hernieder. Der Kriegsgott der Ger-
manen war Ziu (Saxnot). Ihm sangen sie ihre Kriegslieder, wenn
sie in die Schlacht zogen. — Als Göttin der grünenden Erde verehrten
die Germanen die liebliche Nerthus, deren heiliger Hain vielleicht auf
der Insel Rügen stand. Im Totenreiche herrschte die bleiche Hellia (Hela),
die Tochter des bösen Gottes Loki. — Wie die Griechen, so kannten
auch die Germanen Halbgötter, die sie als Riesen sich dachten. Es sind
das Dinge und Kräfte der Natur, welche der Mensch kaum bewältigen
kann. Ihnen gegenüber steht das neckische, geschäftige Völklein der Zwerge
(Elfen, Kobolde, Heinzelmännchen), welche den Menschen meist freundlich
gesinnt sind (Erlkönig, Rübezahl). — Die Germanen brachten ihren Göttern
Opfer von den Fetten ihrer Herden und von den Früchten des Feldes,
selten Menschenopfer; in Gebeten und heiligen Gesängen erflehten sie ihre
Hülse; mit flammenden Freudenfeuern, fröhlichen Festzügen und Gelagen
feierten sie ihre Götterfeste.
Aus dem Leben und Treiben der Germanen erkennen wir, daß sie keine
Barbaren waren. Vorzugsweise ansässige Ackerbauer, lebten sie in geordneten
Familien- und staatlichen Verhältnissen. Sie verstanden es, Geräte, Werkzeuge,
Waffen mancherlei Art aus Holz, Thon, Stein und Eisen zu verfertigen.
Auch eine eigene Schrift (Runen) besaßen sie neben einer kraftvollen, reich-
entwickelten Sprache.
§ 32. Die Deutschen und die Nömer. Deutsche
und Römer begegneten sich zum ersten Male in den Alpen. Der
deutsche Stamm der Cimbern zog mit Hab und Gut, mit
Kind und Kegel nach dem Süden, und wollte sich im schönen
Italien eine neue Heimat suchen. Mit Entsetzen sahen die Römer
die riesigen Wanderer. Der römische Feldherr versperrte ihnen
den Weg, aber in blutiger Schlacht besiegten sie sein Heer (113).
Dann kehrten die Cimbern wieder um und wanderten nach Frank-
reich. Hier verbanden sie sich mit den Teutonen und zogen
abermals gegen Italien. Die Teutonen sollten über die West-
alpen, die Cimbern über die Mittelalpen marschieren. Da kam
der tapfere römische Feldherr Marius mit einem Heere herbei und
vernichtete in mörderischer Schlacht die Teutonen im südlichen
Frankreich (102). Dann eilte er über die Alpen nach Oberitalien.
Hier traf er auf die Cimbern und rieb auch sie in heißem Kampfe
gänzlich auf (101).
Kaiser Augustus wollte Deutschland unter seine Herrschaft
bringen. Er schickte seinen tapferen Sohn Drusus über den Rhein,
um unser Vaterland zu erobern (12—9). Viermal ist Drusus
in Deutschland eingefallen und einmal quer hindurch bis an die
Elbe vorgedrungen. Bis an die Weser und darüber hinaus hat
er die deutschen Stämme unterjocht. Auf seinem zweiten Kriegs-
zuge gründete er an der Lippe im heutigen Westfalen die feste Burg
Anso. Hier lag eine römische Kriegsmacht, welche die Deutschen
im Zaume halten sollte. Des Drusus Nachfolger Tiberius
baute noch andere Zwingburgen und ließ Heerstraßen von einer