1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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2. Kaisergcschichte (800 — 1806).
3.) Die Karolinger (751—911).
§ 40 Karl der Große regierte das Frankenreich von
768 bis 814. Er war der Sohn Pippins des Jüngeren, ein
Mann von hoher, kräftiger Gestalt, mit blitzenden Äugen und
lang herabwallenden Locken, ein Meister im Fechten, Reiten und
Schwimmen. Er trug gewöhnlich die einfache, enganliegende
Kleidung der Franken. Sein gewaltiger Körper verlangte viele
und kräftige Speise, im Trinken war er mäßig. Er liebte und
pflegte Kunst und Wissenschaft und noch als König lernte er
täglich von gelehrten Männern, die er an seinen Hof berufen
hatte. Dazu war er ein Kriegsheld mit eiserner Willenskraft und
unverwüstlicher Ausdauer. An jedem Tage besuchte er die Kirche
und war mildthätig gegen die Armen und Notleidenden.
Karl hat viele Kriege geführt. Er wollte alle deutschen Völker
zu einem Reiche vereinigen und dieses Reich sollte ein christliches
sein. Einer der mächtigsten deutschen Stämme aber, die Sachsen,
lebte noch in alter Freiheit und heidnischem Wesen. Die Sachsen
saßen zwischen Rhein und Elbe, Harz und Nordsee. Sie zerfielen
in drei Abteilungen: Ostfalen, Engern und Westfalen; jede
Abteilung umfaßte mehrere Gaue. Die Malstatt des Sachsen-
stammes befand stch zu Markloh an der Weser. König Karl
beschloß 772 mit Zustimmung seiner Franken, die Sachsen zu
unterwerfen und die Unterworfenen zu Christen zu machen. Auf
seinem ersten Zuge zerstörte er die Eresburg und die heilige
Jrmensänle an der Diemel und drang bis an die Weser vor.
Die verwüsteten Gaue gelobten Gehorsam. Karl ließ christliche
Priester zurück, welche den Sachsen das Evangelium predigen
sollten. Aber kaum hatte er das Sachsenland verlassen, so em-
pörten sich die Sachsen und töteten die Missionare, Karl mußte
dann den Krieg aufs neue beginnen. So ging es bis 777. In
diesem Jahre 'war König Karl bis an die Elbe vorgedrungen.
Darauf hatten die Sachsen ihm auf dem Reichstage zu Paderborn
Treue gelobt. Aber ihr Herzog Wittekind war nicht dabei, er war
geflohen. Wenige Jahre darauf metzelten die Sachsen ein Fran-
kenheer im Süntel nieder. Da eilte Karl herbei und ließ zu
Verden an der Aller 4500 «?) Sachsen als meineidige Verräter
hinrichten <782). Nun stand das ganze Volk der Sachsen gegen
den „Menschenschlächter" — wie sie Karl nannten — auf, von
Wittekind zur Rache gerufen. Aber Karl besiegte sie in zwei
mörderischen Schlachten bei Detmold und bei Osnabrück. Dadurch
war ihre Kraft gebrochen. Wittekind ließ sich <785) mit vielen
edlen Sachsen taufen. Karl setzte Grafen ein, die an seiner Statt
Gericht halten mußten. Dazu gründete er Bistümer im Sachsen-
lande: Münster und Paderborn, Minden und Osnabrück, Bremen
und Verden. Don hier aus trugen Missionare das Evangelium