1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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dem letzten Karolinger, Ludwig d. Kind (899—911), brach von Südosten her
ein nicht minder schrecklicher Feind in Deutschland ein. Es waren die U n g a r n
(Magyaren). Ein Reitervolk, ähnlich den Hunnen, wild und grausam wie
jene, durchzogen sie auf schnellen Rossen fast alle deutschen Länder. Niemand
vermochte ihnen zu widerstehen. Brand und Trümmer bezeichneten ihre Spur,
Hab und Gut, Menschen und Bieh: kurz alles, was brauchbar war, schleppten
sie mit sich fort. Der „Knabe" auf Deutschlands Königsthron konnte nicht
helfen. Er starb inmitten all dieses Elendes, welches über lein Reich herein-
gebrochen war.
§ 42 Konrad I. Glücklicherweise hielten die deutschen Stämme
noch treu zusammen. Sie wählten den tapferen Herzog von Franken zum
Herrscher. Kaiser Konrad I. hat Deutschland von 911—918 regiert. Er
war meist unglücklich in den vielen Kämpfen, die er führen mußte. Tief be-
kümmert um des Reiches Not und Elend fühlte er den Tod nahen. Da rief
er seinen Bruder Eberhard und mahnte ihn, Schwert und Krone dem tapferen
Sachsenherzoge Heinrich zu bringen. Der allein könne Hülse schaffen.
d) Die sächsischen Kaiser (919—1024).
§ 43. Heinrich I. (919-936). Im Sachjenlande herrschte
das Geschlecht der Ludolsinger. Dieser Familie entstammen die
deutschen Kaiser aus dem Sachsenhause. Als Kaiser Konrad I.
Festorben war, berief sein Bruder Eberhard die Franken und
Sachsen nach Fritzlar. Hier wählten die Franken den
Sachsenherzog Heinrich zum Könige, wie Konrad es ge-
wünscht hatte. Die Sachsen stimmten der Wahl freudig zu (919).
Aber die Schwaben, Bayern und Lothringer hatten den tapfern
Heinrich nicht mitgewählt. Ihre Herzoge wollten ihn auch nicht
als König anerkennen. Somit war es des neuen Herrschers erste
Aufgabe, die deutschen Stämme wieder zu einigen.
Den Herzog von Schwaben brachte er mit freundlicher Mahnung,
den von Bayern mit drohenden Waffen und versöhnlichem Worte
zur Huldigung. Lothringen gewann er durch das Schwert.
Kaum war die Einigkeit in Deutschland hergestellt, da brachen
die Neiterhorden der Ungarn (vergl. § 41) in Thüringen und
Sachsen ein. Bei der Feste Werla (a. d. Oker) nahm Heinrich
einen ihrer Häuptlinge gefangen. Um diesen wieder zu bekommen,
schlossen die Ungarn einen 9 jährigen Waffenstillstand mit Heinrich,
der einen jährlichen Tribut zu zahlen versprach (924). Der
König hatte erkannt, daß die Deutschen nur dann den Ungarn
gewachsen seien, wenn sie eine starke Reiterei hätten. Er befahl
deshalb, daß auch die Söhne der Bauern den Heerdienst zu Pferde
leisten sollten. Dazu legte er an geeigneten Plätzen Burgen und
Städte an, die mit Wall und Graben befestigt wurden'. Jeder
neunte Mann vom Lande mußte mit Wehr und Waffen in die
Burg oder Stadt ziehen, um sie zu verteidigen. In diese festen
Orte (Quedlinburg, Merseburg, Meißen u. a.) sollten die Land-
leute mit Hab und Gut flüchten, wenn die Ungarn herankämen.
Als Heinrich sein Reiterheer gehörig eingeübt hatte, erprobte er
es zunächst im Kampfe gegen die Slaven an der Elbe. Er