1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
128
entriß ihnen weite Landstrecken und bildete daraus Grenzmarken
(die spätere Alt mark und die Mark Meißen). Als Heinrich
den Ungarn den Tribut weigerte, fielen sie wieder in seine
Stammlande ein. Aber er schlug sie in der Gegend von Merse-
burg in Thüringen so aufs Haupt, daß sie lange keinen Einfall
wieder wagten. Auf dem Schlachtfelde rief das Heer den sieg-
reichen König zum Kaiser aus (933). Wenige Jahre nachher
starb der neue Gründer des deutschen Reiches. In Quedlinburg
ist sein Grab.
§ 44 Otto I., auch der Große genannt, regierte von
936—973. Die Großen des Reiches wählten, wie sie dem Kaiser
Heinrich versprochen hatten, zu Aachen einstimmig seinen Sohn
Otto zu ihrem Könige. Darauf wurde er in der Kirche gesalbt
und mit den Zeichen der Kaisermacht bekleidet. Dann bestieg er
einen prachtvollen Thron, so daß alles Volk ihn sehen konnte.
Seine Gestalt war fest und kräftig, im gebräunten Antlitz blitzten
helle, lebhafte Augen, der Bart wallte lang auf die Brust herab.
Otto trug heimische Kleidung und sprach nur seine sächsische
Mundart. Er lernte die Schrift, so daß er Bücher vollkommen
lesen und verstehen konnte. Sein Tag verstrich zwischen Arbeit
und Gebet. Die Nachtruhe maß er sich kärglich zu. Freigebig,
gnädig, leutselig und freundlich zog er die Herzen an sich. Treue
gegen seine Freunde, Großmut gegen gedemütigte Feinde blieben
ein Schmuck auch seines Alters. Aber wer sich gegen seine
Majestät erhob, in dem sah er einen Frevler an Gottes Gebot.
Nach der Messe ging König Otto mit Fürsten und Volk in die
Pfalz zum Festmahle. Dabei warteten ihm die Herzöge auf.
Der Kampf mit den Brüdern und deutschen Fürsten bildete den
Ansang der Regierung Ottos. Thankmar, sein ältester Bruder im Bündnisse
mit Herzog Eberhard von Franken, empörte sich zuerst. Thankmar fiel im Kampfe.
Darauf reizte Eberhard des Königs jüngeren Bruder Heinrich zur Auflehnung.
Beide verbanden sich mit dem Herzog von Lothringen. Aber Otto gewann den
Sieg. Beide Herzöge kamen um, Heinrich suchte und fand Verzeihung. Aber
er verschwor sich nochmal gegen des Bruders Leben. Die Verschwörung wurde
entdeckt und Heinrich ins Gefängnis geworfen. Aus Bitten seiner Mutter
verzieh ihm Otto, aber Heinrich suchte persönlich des Bruders Vergebung am
Weihnachtsfest „zu Quedlinburg im Dome"*)- Don da an hielt er die Treue,
und König Otto machte ihn später zum Herzog von Bayern.
Mit dem Jahre 950 begann Ottos Arbeit um und
in Italien, In diesem Lande galt des Kaisers Ansehen längst
nicht mehr. Lombardische Grafen' stritten sich mit den Königen
von Burgund um die Königskrone von Italien. An den Küsten
hatten sich Sarazenen eingenistet, welche raubten und plünderten.
Auf dem päpstlichen Throne saßen zu der Zeit sittenlose, verdorbene
Männer. Der letzte König von Italien hatte eine schöne, junge
Witwe, Adelheid, hinterlassen. Ihr wünschte Markgraf
') Es war in Frankfurt a. Main.