1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Berengar von Ivrea seinen Sohn zu vermählen, um dadurch
ein Anrecht an die Königskrone zu gewinnen. Adelheid verweigerte
die Heirat. Da ließ Berengar sie einkerkern: aber sie entrann
dem Kerker mit Hülfe eines Mönches. Jetzt erflehte sie König
Ottos Schutz. Dieser brach mit einem glänzenden Heere nach
Italien auf und vermählte sich zu Pavia mit der Königin Adelheid.
Dadurch gewann er Italien mit Ausnahme des Südens für das
deutsche Reich zurück (951).
Bald nachdem der Kaiser aus Italien zurückgekehrt war, erfolgte
ein neuer Einfall der Ungarn in Deutschland. Sie zogen
die Donau herauf gegen die reiche, feste Stadt Augsburg, welche
sie belagerten. Rasch sammelte Otto den deutschen Heerbann
und eilte dem racheschnaubenden Feinde entgegen. Auf dem stech-
felde bei Augsburg begegneten sich die Heere. Mit listigem Über-
falle versuchten die Ungarn, das deutsche Heer zu besiegen. Aber
Herzog Konrad trieb sie mit wuchtigen Schlägen in die Flucht.
Am folgenden Tage führte König Otto selbst die deutschen Reiter-
geschwader in die Schlacht und errang einen glänzenden Sieg (955).
Nur wenige der Ungarn kehrten heim. Seit dieser Zeit hörten
die Raubzuge der Ungarn nach Deutschland auf.
Im Jahre 962 zog Otto zur Kaiserkrönung nach Rom. Drei
Jahre ist er dort geblieben, hat den Berengar gefangen genommen und die
Römer gezwungen, ihm durch Eidschwur zu versprechen, daß sie nie einen
Papst ohne seine Zustimmung wählen wollten. Der Papst aber
mußte den alten Grundsatz aufs neue anerkennen, daß einzig und allein
dem deutschen Könige die Kaiserkrone des h. römischen Reiches
deutscher Nation gebühre. Der König müsse sich jedoch vom Papste in
Rom krönen laffcn. — Auf seinem dritten Zuge nach Italien (966—972)
versuchte Kaiser Otto, auch Unteritalien zu gewinnen, indem er beim griechischen
Kaiser um die Hand der Prinzessin Theophano für seinen Sohn Otto warb.
972 fand die feierliche Vermählung beider statt. Aber Unteritalien mußte erst
mit dem Schwerte erobert werden, und da auch das übrige Italien stets ein
unsicheres Besitztum der deutschen Kaiser blieb, so haben viele derselben ihre
beste Kraft in diesem fremden Lande verbraucht. — Der gewaltige Otto I. hat
freilich auch die übrigen Gebiete seines Reiches nicht außer acht gelassen. Er
schützte die Nordgrenze gegen den Dänenkönig, gründete in den Ostmarken
Bistümer (u. a. Brandenburg, Merseburg, Meißen) und stellte sie unter das
von ihm gestiftete Erzbistum Magdeburg. Von diesen Bischofssitzen aus sollte
das Evangelium den heidnischen Slaven gepredigt werden. — Groß und hoch-
gebietend stand Kaiser Otto vor aller Welt da. Er hatte das Bewußtsein
der Macht und Einheit unter den Deutschen mächtig geweckt und gefördert.
Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben fingen an, sich als „Deutsche" zu
fühlen, und dieser gemeinsame Name kam von jetzt an mehr und mehr in
Gebrauch. Kunst und Wissenschaft blühten in Deutschland auf. Geschichts-
bücher, Kirchen, die Erzgießereien am Hildesheimer Dome geben Zeugnis davon.
Bald nach seinem letzten glänzenden Reichstage in Quedlinburg, wo Ungarn
und Dänen, Böhmen und Polen Tribut und Huldigung darbrachten, starb der
große Otto. Im Magdeburger Dome ruhen seine Gebeine.
§ 45 Die letzten Sachsenkaiser. Otto Ii. (973—983)
war schon zu Lebzeiten des Vaters zum Könige und Kaiser gekrönt. Er hielt
Lothringen dem Franzosenkönige gegenüber bei dem Reiche fest; rieb aber seine
Wellkunde. q