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1. Weltkunde - S. 151

1896 - Hannover : Helwing
151 Reich an Lust und Leid war das Leben in den Städten. Bald brachten die hohen und kleinen kirchlichen Feste feierliche Umzüge (Prozessionen), Schmausereien, Musik und Tanz. Helle Lust und lautester Jubel herrschten bei der Feier des Pfingstfestes. Dann kehrte der bolde Mai in Gestalt eines schönen Jünglings, der über die Waffenrüstung den Blumenkranz gewunden hatte, aus dem Walde in die Stadt zurück. Kampfspiele, Tanz und fröhlicher Sang dauerten tagelang. Keiner ahnte mehr, daß ein Stück Heidentum in diesem „Frühlingsfest" verborgen lag. Toller und ausgelassener noch war das Leben und Treiben zwischen Weihnacht und Fastnacht. Maskeraden und Tänze auf den Straßen, freien Plätzen und in den Kaufhallen hielten jung und alt in Atem, bis der Aschermittwoch der Lust ein Ende machte. — Bald waren es Messen und Märkte, Turniere und Armbrustschießen, ritterliche Lustbarkeiten der Patrizier, Schmausereien und Trinkgelage in den Trinkstuben der Zünfte und Innungen, welche einen Teil der Bürgerschaft oder die ganze Stadt in freudige Stimmung versetzten. Die Freuden und Genüsse waren leider nicht immer harmlos und erlaubt. Roheit und blutige Gewaltthat, maßlose Üppig- keit und Völlerei, Unzucht und Lüderlichkeit gingen im Schwange. Mitten in die Lust und Freude brach oft der blasse Schrecken ein. Heute war es vielleicht ein feindliches Heer, welches die Stadt bedrohte. Morgen weinten möglicher- weise Tausende an den rauchenden Trümmern ihrer Habe; denn Feuersbrünste vernichteten nicht selten ganze Stadtviertel, da bei der Enge der Straßen und der Bauart der Häuser an ein Löschen selten zu denken war. Der schrecklichste der Schrecken aber war wohl die Pest, welche oft gleich einem unsichtbaren Würgengel monatelang von Haus zu Haus schlich und Tausende rasch dahin- raffte. Büßer und Geißler suchten dann den Zorn Gottes zu versöhnen (vergl. § 61). b) Die Hansa. Wir lernten bereits (S. 145), daß zur Zeit der Kreuzzüge und später in Süddcutschland Städtebündnisse geschlossen wurden. Auch in Norddeutschland entstand um jene Zeit ein Städtebund: die Hansa. Sie blühte besonders in den letzten Jahrhunderten des Mittelalters. Alle größeren Städte im nördlichen Deutschland, vom Meere bis ins heutige Ruß- land hinein, gehörten der Hansa an. Sie zerfiel zur Zeit ihrer größten Macht in vier Quartiere: das rheinische, sächsische, wendische und preußische. Jedes Quartier hatte einen Vorort (Köln, Braunschweig, Lübeck, Danzig). Lübeck war das Haupt des Hansabundes. Hier wurden die großen Hansatage gehalten, an denen die Abgesandten der Hansastädte beratschlagten, wie sie ihren Handel, ihre Macht und Vorteile am besten fördern und festigen könnten. — Die Hansa besaß eine mächtige Flotte, deren große Schiffe zugleich Fracht- und Kriegs- schiffe waren. Ihr Handel ging zu Wasser nach England, Skandinavien und Rußland, zu Lande nach Venedig und Genua. Mit starker Hand schützte sie Handelsstraßen gegen Seeräuber (Vitalienbrüder!) und Raubritter. Ja. die Könige von Dänemark, Schweden und Norwegen mußten sich ihrer Macht beugen und alle Vorteile gewähren, welche die Hansa verlangte. Sie war die Beherrscherin des europäischen Nordens. Mit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien und Amerika begann die Macht der Hansa zu sinken, und der Bund löste sich nach und nach auf. § 63. Die F^emqerichte bildeten sich in Westfalen aus den alten Gaugerichten (§ 30). Der oberste Freistuhl (d. h. die vornehmste Gerichts- stätte) stand bei Dortmund. Er hieß der Spiegel oder auch die kaiserliche Reichskammer. Ein Femgericht konnte nur in Westfalen auf „roter", d. i. roher, ungepflasterter Erde gehalten werden. Es sprach Recht im Namen des Kaisers. Es bestand aus dem Freigrafen und den Schöffen. Sie hießen auch die „Wissenden", weil sie das Recht wiesen und den heimlichen Gruß und die Losung der h. Feme wußten. Freischöffe konnte, abgesehen von den Geistlichen,
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