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1. Weltkunde - S. 163

1896 - Hannover : Helwing
163 § 75. Die Habsburgischen Kaiser bis zum 36jäh- rigen Kriege. Kaiser Ferdinand I. (l556—1564) ließ die Prote- stanten in Ruhe. Aber die römische Kirche hatte in dem Jesuitenorden (im Jahre 1540 von Ignaz von Loyola gestiftet) eine Macht gewonnen, welche mit List und Gewalt die lutherische Kirche zu vernichten strebte. Dazu wurden die Jnquisi tions geeichte vom Papste erneuert. Werder Ketzerei ver- dächtig war, wurde vor dieses Glaubcnsgericht gestellt, und wenn er sich nicht reinigen konnte, aus dem Scheiterhaufen verbrannt. In Deutschland haben die Gerichte glücklicherweise keinen festen Fuß gefaßt, desto mehr leider aber die Jesuiten. Kaiser Maximilian Ii. (1564- 1576) war noch sehr milde gegen die Protestanten, so daß fast ganz Österreich zur lutherischen Kirche übertrat. Aber sein Nachfolger Rudolf Ii. (1576—1612) war ganz in den Händen der Jesuiten. In den Bistümern Würzburg, Bamberg und Salzburg wurde der lutherische Glaube mit Gewalt ausgerottet. Nicht besser gings rn Steiermark, wo Herzog Ferdinand nach dem Grundsätze regierte: „Lieber eine Wüste, als ein Land voll Ketzer." — Rudolf wurde schließlich abgesetzt und behielt nur Böhmen. Für ihre Treue verlangten die protestantischen Böhmen Religionsfreiheit. Rudolf gab sie ihnen in dem „Majestätsbriese" von 1609. Kaiser Matthias (1612—1619) hatte dem Bruder (Rudolf) zuletzt auch Böhmen entrissen. Die Böhmen wählten später auf Bitten des Kaisers Matthias sogar den Herzog Ferdinand von Steiermark zu ihrem künftigen Könige. Ferdinand mußte ihnen aber alle ihre Rechte gewährleisten. ß 76. Der 36jährige Krieg. Die Veranlassung zu diesem schreckenvollsten aller Kriege, welche jemals in unserm Vaterlande gewütet haben, gaben zwei an sich unbedeutende Vor- kommnisse in Böhmen. Dort hatten protestantische Unterthanen katholischer Herren angefangen, in Braunau und Klostergrab je eine Kirche zu bauen. Sie waren dazu nach dem Majestatsbrief nicht berechtigt. Deshalb ließ man die eine Kirche niederreißen, die andere schließen. Die Evangelischen beschwerten sich darüber beim Kaiser, aber sie empfingen eine hart abweisende Antwort. Da drangen die Verteidiger der Protestanten eines Tages in das Rathaus zu Prag, stellten die kaiserlichen Statthalter zur Rede wegen der harten Antwort, und als diese den gewünschten Bescheid nicht geben wollten, warf man sie zum Fenster hinaus. So brach die Flamme des Hasses und der Erbitterung zwischen Protestanten und Katholiken an diesem Punkte offen aus, aber an vielen andern glühte sie nicht minder heiß unter der Asche. — Die protestan- tischen Herren (Stande) rissen jetzt die Regierung in Böhmen an sich und riefen ihre Glaubensbrüder in Schlesien, Mähren, Öster- reich und Ungarn zur Hülfe. Der Anführer ihres Heeres war der Graf Thurn. Als die Böhmen gegen Wien vorrückten, starb Kaiser Matthias (1619). Fcroinano Ii. folgte ihm. Der böhmische Krieg. Noch ehe Ferdinand sich zum Kaiser hatte krönen lassen können, standen die Böhmen vor Wien. Sie mußten aber bald zurückkehren, weil kaiserliche Truppen Prag bedrohten. Da zog Ferdinand nach Frankfurt und ließ sich zum Kaiser krönen. Aber die Böhmen verwarfen ihn und wählten il*
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