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1. Weltkunde - S. 173

1896 - Hannover : Helwing
173 fertigen, sittenlosen Lebenswandel zu verführen, da riß er sich los von ihnen und eilte zu dem Prinzen von Oranien ins Feldlager. Als dieser hörte, weshalb er aus dem Haag geflohen sei, sagte er ihm: „Vetter, Ihr habt das gethan, Ihr werdet noch mehr thun. Wer sich selbst besiegen kann, der ist zu großen Thaten fähig!" — Nicht lange vor des Vaters Tode kehrte Friedrich Wilhelm nach Berlin zurück. Im Jahre 1640 bestieg Friedrich Wilhelm den Thron. Er war ein stattlicher Herr, hochgebildet, begabt mit seltenem Scharfblicke und klarem Verstände. Er war ein Fürst, der wußte, was er wollte, der aber auch mit eben so viel List und Klugheit, als mit heldenmütiger Tapferkeit und Ausdauer seinen Willen durchzusetzen strebte. In ihm ging nach langer, grauenvoller Schreckenszeit für das aus tausend Wunden blutende Brandenburg ein glänzender Hosfnungsstern auf. Seine ersten Herrscherjahre waren unsäglich schwer. „Auf der einen Seite habe ich die Schweden, auf der anderen den Kaiser; ich sitze zwischen ihnen und erwarte, was sie mit mir anfangen, ob sie mir das Meinige nehmen oder lassen wollen", so schildert er seine Lage. Aber Friedrich Wilhelm war nicht der Mann, der mit sich spielen ließ. Längst hatte er eingesehen, daß ein Fürst nur so viel gelte, als die Kriegsmacht, welche ihm zur Seite steht. Darum machte er sich ohne Säumen ans Werk, ein stehendes Heer zu bilden. Nur 3000 Mann zählte anfangs sein Herr, aber am Ende des 30 jähr. Krieges war es bereits auf 10 000 Streiter angewachsen. Branden- burgs Armee war das erste stehende Heer im deutschen Reiche. Auf solche Macht gestützt, konnte er im westfälischen Frieden seine Forderungen mit Nachdruck geltend machen. Zwar gelang es ihm nicht, das ganze Pommern zu gewinnen, sondern er erhielt nur Hinterpommern, dazu die vormaligen Bistümer Halber st adt und Minden, sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg. Er setzte es durch, daß auch den Reformierten freie Ausübung ihrer Religion bewilligt wurde. — In den folgenden Jahren vergrößerte der Kurfürst unablässig sein Heer. Die Stände aber wollten ihm das dazu nötige Geld nicht bewilligen. Da legte er eine Steuer (Accise) auf alle Waren, die in Brandenburgs Städte ein- und ausgeführt wurden. Die Accise brachte bald so viel Geld ein, daß der Kurfürst die Stände nicht weiter zu bitten brauchte. Später wurden sie gar nicht mehr berufen. So bahnte Friedrich Wilhelm in Brandenburg die unumschränkte (absolute) Monarchie an. (Vergl. § 79.) In dem Kriege zwischen Schweden und Polen half Friedrich Wilhelm dem Schwedenkönige die Schlacht bei Warschau gewinnen. Für weitere Hülse verlangte er, daß der Schwedenkönig ihm das Herzogtum Preußen als völlig unabhängiges Land gebe. Das geschah in dem Vertrage zu Labiau (1656). Bald daraus suchte der König von Polen seine Hülse. Der Kurfürst schloß mit ihm den Vertrag zu Wehlau (1657), welcher auch Polens Lehnshoheit (s. S. 171) über das Herzogtum aushob. Im Frieden von Oliva (bei Danzig) wurde dem Kurfürsten die völlige Oberhoheit in Preußen bestätigt (1660). Der Krieg gegen Frankreich und Schweden bildet den Glanzpunkt in der Heldenlausbahn des Großen Kurfürsten.
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