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1. Weltkunde - S. 176

1896 - Hannover : Helwing
176 werde, ob er auch seine königlichen Pflichten erfüllt habe. Deshalb aber duldete er auch keinen Widerspruch. „Räsonnier er nicht!" war sein kurzer Befehl. Aber was der König that, das that er nicht für sich, sondern für das Wohl seines Volkes. Deshalb wurde sein unumschränktes Regiment ein Segen für sein Land. Friedrich Wilhelm sah ein, daß Preußens Ansehen sich aus ein starkes Heer stützen müsse, und da er mit Leib und Seele Soldat war, so arbeitete er rastlos an der Vermehrung und Vervollkommnung seiner Truppen. Seine „lieben blauen Kinder" mußten zwar angestrengt exer- zieren, und der Korporalsstock wie die Spießruten haben manchem blutige Wunden geschlagen, aber andererseits sorgte der König auch wie ein Vater für seine Soldaten. Besonders waren ihm die „langen Kerls" ans Herz gewachsen, aus denen er sich ein ganzes Regiment gebildet hatte. Je größer ein Mann dieses Regiments war, desto mehr monatliche Zulage erhielt er, bis zu 60 Mark. Bei der Ausbildung seines Heeres half ihm besonders der berühmte Held Fürst Leopold von Dessau. Der Gleichschritt und der eiserne Ladestock wurden von ihm eingeführt. — Der König aber vergaß über seine Soldaten nicht sein ganzes Volk und Land. Von den Zeiten des 30 jährigen Krieges her lagen noch Tausende von Bauernhöfen, ja viele Dörfer wüst; dazu hatte die Pest Ostpreußen und Litauen fast gänzlich entvölkert. Da galt es, die verlassenen Wohnstätten wieder zu besetzen, sie meist von Grund aus neu aufzubauen, die wüst liegenden Ländereien wieder zu beackern und Handel und Wandel neu zu beleben. Um das zu erreichen, gab der sonst so sparsame König Millionen und aber Millionen Thaler mit offenen Händen her. Er rief Zehnertausende von Ansiedlern in sein Land, überwies ihnen Land und Saatkorn, Vieh, Ackergerät und Bau- holz, ja oft die ersten nötigen Lebensmittel dazu, erließ ihnen Steuern und Abgaben auf viele Jahre. In Ostpreußen allein siedelte er mehr als 15 000 protestantische Salzburger an, die von ihrem Bischof ihres Glaubens wegen aus dem Lande getrieben waren. In Litauen, welches unter seiner väterlichen Fürsorge herrlich aufblühte, wurden 12 Städte, 332 Dörfer und 49 Domänen neu auf- und angebaut. Die höchste Sorgfalt wandte er seinen Domänen zu, denn sie sollten nicht nur die höchsten Erträge an Korn, Vieh u. s. w. liefern, sondern auch Musterwirtschaften für die Bauern der Umgegend sein. Jungen Bauerstöchtern, die aus seiner Domäne Königshorst die Milchwirtschaft, welche dort in holländischer Weise betrieben wurde, gut erlernt halten, schenkte der König 24 Thaler zum Brautschatz. — Um die Gewerbe der Städte zu fördern, befahl er, daß alles, was in seinen Landen selbst fabriziert werden könne, hier auch wirklich hergestellt werden sollte. Er verbot deshalb u. a. die Ausfuhr der Wolle aus seinen Landen; seine Unterthanen selbst sollten den Verdienst für das Spinnen und Weben derselben haben. Damit sie aber ihre Wollstoffe auch verkaufen konnten, befahl er, daß sämtliche Offiziere und Mann- schaften seines Heeres und seine Beamten nur Kleider aus inländischen Tuchen tragen sollten, wie er selbst es that. — Um die ganze Verwaltung seines Reiches aufs pünktlichste regeln und aufs genaueste überwachen zu können, setzte der König 1722 das General-Direktorium ein. Die beiden Haupt- abteilungen desselben waren die Kriegs- und die Dom änenka m m er. Sämtliche Rechnungen dieser Behörden mußten der Oberrechenkammer eingereicht werden, welche sie aufs genaueste prüfen und dem Könige über den Befund derselben Bericht erstatten mußte. — Friedrich Wilhelm wachte auch scharf über strenge Rechtspflege in seinem Lande. Er schützte die Untergebenen
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