1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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nicht verurteilen. Während dieser Zeit schmachtete Fritz im ein-
samen Kerker. Von dort aus mußte er es mit ansehen, daß sein
Freund, der Leutnant von Katte, hingerichtet wurde, weil er ihm
bei der Flucht hatte helfen wollen. Das alles erschütterte das
Gemüt des Prinzen aufs tiefste. Er bereute seine That und bat
den Vater in einem Briefe um Vergebung. Da begnadigte ihn
der König, ließ ihn aus dem Gefängnisse und befahl, daß Fritz
in der Kriegs- und Domänenkammer zu Küstrin arbeiten solle.
„Da sollte sich der Prinz mit der Ackerwirtschaft und Viehzucht
bekannt machen, damit er lerne, wie viel Mühe es einem Bauern
koste, so viel Groschen zusammenzubringen, als zu einem Thaler
gehören, um damit einst sparsam umzugehen." Fritz arbeitete
zur vollen Zufriedenheit des Vaters. Als dann seine Schwester
Wilhelmine Hochzeit hielt, durfte Fritz nach Berlin zurückkommen.
Er wurde feierlich wieder in das Heer ausgenommen und bald
darauf zum Obersten ernannt. Er war jetzt 20 Jahre alt. Im
Jahre 1733 vermählte der König seinen Kronprinzen mit der
braunschweigischen Prinzessin Elisabeth. Die Ehe war keine glück-
liche, da Fritz keine rechte Liebe zu seiner Gemahlin fassen konnte.
König Friedrich Wilhelm hatte für das junge Ehepaar das Schloß
Rheinsberg bei Ruppin gekanft. Hier verlebte das kronprinzliche
Paar seine schönsten Jahre. Fritz konnte hier nun ganz nach
seinem Gefallen leben, er studierte mit großem Fleiße, machte
Gedichte und exerzierte sein Regiment, in den Mußestunden wurde
geplaudert, musiziert, Theater gespielt u. dergl. Dieses herrliche
Leben aber hatte mit einem Schlage ein Ende, als König Friedrich
Wilhelm I. 1740 gestorben war. Nun mußte Friedrich die Lasten
und Sorgen der Regierung auf seine Schultern nehmen, denn
jetzt war er König von Preußen.
b) Sie Kriege Friedrichs d. Gr. Wir wissen (s. §82), daß
einst der Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg mit dem Herzoge von
Liegnitz einen Vertrag geschlossen hatte, in welchem bestimmt war, daß
die schlesischen Lande an Brandenburg fallen sollten, wenn das herzogliche
Haus aussterben würde. Nun war im Jahre der Schlacht bei Fehrbellin
der letzte Herzog von Schlesien gestorben. Sofort hatte der Kaiser dessen
Länder in Besitz genommen. Alle Bemühungen des Großen Kurfürsten,
dieselben an Brandenburg zu bringen, waren vergeblich gewesen; Schlesien
war beim Hause Habsburg geblieben. Nun war in demselben Jahre,
als König Friedrich zur Regierung kam, Kaiser Karl Vi. gestorben. Er
hatte nur eine Tochter hinterlassen, Maria Theresia, welche die
österreichisch-ungarischen Lande erbte. Sie war vermählt mit dem Groß-
herzoge Franz von Toskana, dem späteren Kaiser Franz I. Die junge,
schöne und heldenmütige Königin Maria Theresia aber hatte Feinde, welche
auf einzelne ihrer Länder Anspruch machten. Einer derselben war der
Kurfürst Karl Albert von Bayern, welcher sich mit Frankreich gegen
Maria Theresia verband; ein anderer war der Kurfürst von Sachsen. —
Da ließ König Friedrich von Preußen Maria Theresia sagen, er sei bereit,