1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ihr gegen alle ihre Feinde zu helfen, wenn sie ihm die schlesischen Herzog-
tümer herausgeben wolle. Die Königin wies das Anerbieten stolz zurück.
Friedrich hatte das vorausgesehen und sein Heer längst in aller Stille
gerüstet. Er ließ es sofort in Schlesien einmarschieren. Damit begann
Der erste schlesische Krieg (1740—1742). Fast ohne Schwertstreich
nahm Friedrich Schlesien mit Ausnahme einiger Festungen in Besitz. Ein
großer Teil der Schlesier (die Protestanten) begrüßte den protestantischen
König mit Freuden als Befreier, allen aber flößte die strenge Manneszucht in
Friedrichs Heere hohe Achtung ein. Im Frühlinge 1741 war ein österreichisches
Heer in Schlesien eingerückt. Friedrich gewann durch seinen Feldmarschall
Schwerin die Schlacht bei Moll Witz (westlich von Brieg). Im folgenden
Jahre rückte er in Böhmen ein und schlug die Österreicher bei Czaslau und
Chotusitz. Da machte Maria Theresia zu Breslau Frieden mit Friedrich
und trat ihm Schlesien ab (1742). — Inzwischen hatten auch Bayern, Sachsen
und Frankreich den Kampf gegen Österreich begonnen, ja der Kurfürst von
Bayern hatte sich bereits als Karl Vii. zum deutschen Kaiser krönen lassen.
Aber während er in Frankfurt schwelgte, rückte ein österreichisches Heer in
Bayern ein uird besetzte die Hauptstadt des Landes. Dazu gewann Maria
Theresia die Hülse Englands, und das englisch-hannoversche Heer in Verbin-
dung mit den Österreichern trieb die Bayern und Franzosen zu Paaren. Da
erklärte König Friedrich von Preußen, er dürfe den Kaiser nicht im Stiche
lassen und ließ 80 000 Mann als „kaiserliche Hülfsvölker" in Böhmen ein-
rücken. Damit begann
Der zweite schlesische Krieg (1744— 1745). Erst im Sommer
1746 kam es zu einer größeren Schlacht bei H oh en sr i e d berg (unweit von
Schweidnitz), die Friedrich gewann. Als gegen Ende des Jahres die ver-
einigten Österreicher und Sachsen gegen Brandenburg vorgingen, warf sich
Leopold von Dessau (der „alte Dessauer") ihnen entgegen und schlug sie in
entscheidender Schlacht bei Kessels d ors (bei Dresden). Am Weihnachtsseste
1745 wurde nun der Friede zu Dresden geschlossen, in welchem Friedrich
der Besitz Schlesiens bestätigt wurde. Friedrich dagegen erkannte den Gemahl
Maria Theresias, welcher inzwischen nach Karls Vii. Tode als Franz I. zum
deutschen Kaiser gewählt worden war, als Kaiser an.
Bayern hatte 1745 bereits mit Maria Theresia Frieden geschlosien,
Frankreich that dasselbe im Jahre 1748 zu Aachen, ohne etwas gewonnen zu
haben. Von den deutschen Ländern war nur Schlesien Maria Theresia ver-
loren gegangen. Aber diesen Verlust konnte sie auch nie verschmerzen. Rastlos
warb sie um Bundesgenossen gegen den Preußenkönig. Dieser selbst trieb ihr
solche in die Arme. Zuerst gewann Maria Theresia die lasterhafte Kaiserin
Elisabeth von Rußland, welche den König Friedrich bitter haßre, weil
er ihr Lasterleben mit scharfem Spotte gegeißelt hatte. Dann gelang es
Maria Theresias schlauem Minister, dem Grafen Kaunitz, selbst Frankreich
zu einem Bündnisse mit Österreich zu bewegen. Der elende Franzosenkönig
Ludwig Xv. und sein Reich wurden von liederlichen Weibern regiert. Eins
dieser Weiber, die Marquise von Pompadour, haßte den Preußenkönig, weil er
sie verachtete. Sie brachte den König Ludwig Xv. dahin, daß er mit Maria
Theresia einen Bund gegen Preußen schloß. Das alles aber war mit größter
Heimlichkeit betrieben. Nichtsdestoweniger hatte Friedrich von den gegen ihn
geschmiedeten Plänen Kunde erhalten. Er beschloß, dem Angriffe des „Drei-
weiberbündnisses", dem später noch Sachsen. Schweden und das deutsche Reich
beitraten, zuvorzukommen. Im Jahre 1756 ließ er in Wien ansragen, was
die Rüstungen Österreichs zu bedeuten hätten. Als man seine Anfrage stolz
zurückwies, griff Friedrich zum Schwerte. Es galt, einen siegreichen Kampf
gegen halb Europa zu führen, einen Kampf, in welchem es sich um nichts
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