Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Weltkunde - S. 185

1896 - Hannover : Helwing
185 -- des Christentums war der Franzose Voltaire. Mit frechem Hohn und Spott bekämpfte er die Lehren des Christentums sein Lebelang. Mit ihm thaten es viele andere Männer in Frankreich. Sie nannten sich „Freidenker, Auf- geklärte." Manche glaubten noch an einen Gott, andere glaubten an gar nichts mehr. Das Evangelium von Jesu Christo war ihnen eine Thorheit. Ihre Lehre fand auch in Deutschland Eingang. Hier waren König Friedrich der Große und der gelehrte Dichter Lessing zwei der berühmtesten Freigeister. (Voltaire lebte eine Zeitlang an Friedrichs Hose, und der König behandelte ihn als seinen Freund.) Sie hielten freilich noch an Gott, Tugend und Unsterblichkeit fest; aber den christlichen Glauben hatten sie verloren. Man nennt diese religiöse Denkweise in Deutschland „Rationalismus" (Ver- nunftglauben). Der Rationalismus war zuerst die Religion der Gebildeten; auch unsere großen deutschen Dichter Goethe und Schiller waren Ratio- nalisten; allmählich (aber wurde er von Kirche und Schule auch in das Volk getragen. Als man die Bibel und ihre Heilslehren verworfen hatte, mußte auch alles, was sich im Leben der Völker auf die Bibel gründete, fallen. Es war kein Wunder, daß nun Männer auftraten, welche lehrten: „Alle Menschen sind gleich; alle haben gleiche Rechte und Pflichten; Könige und Fürsten von Gottes Gnaden darf es nicht mehr geben. Die Völker können sich Herrscher wählen, welche sie wollen, ihnen vorschreiben, wie sie regieren sollen und sie absetzen, wenn sie ihnen nicht mehr gefallen." Solche Sätze lehrte zuerst Rousseau in Frankreich. Sie fanden ungeheuren Beifall und wurden zuerst in Nordamerika thatsächlich angewandt. An der Ostküste von Nordamerika besaß England eine Anzahl von Kolonieen. Diese empörten sich gegen das Mutterland und erklärten 1176, daß sic unabhängig von England sein und einen Freistaat bilden wollten, in welchem alle Bürger gleiche Rechte und gleiche Pflichten haben sollten. In dem nordamerikanischen Freiheitskriege, in welchem sich Benjamin Franklin und Georg Washington besonders auszeich- neten, kämpften auch viele Franzosen gegen die Engländer. Als jene später nach Frankreich zurückkehrten, strebten sie meist als begeisterte Republikaner darnach, das Heimatland zu einem Freistaate zu machen gleich den „Vereinigten Staaten von Nordamerika". § 90. Ausbruch und Verlauf der französischen Revolution. Im Jahre 1774 bestieg Ludwig Xvi. den französischen Thron. Er war noch jung, aber sittenrein und voll guten Willens, sein Land aus der schweren Schuldenlast zu retten, in welche seine Vorgänger es gestürzt hatten. Leider fehlten ihm die Entschlossenheit und die kühne Thatkraft, welche dazu nötig waren. Endlich berief er die Abgeordneten des Adels, der Geistlichkeit und des dritten Standes (der Bürger und Bauern). Sie sollten ihm raten und helfen, Geld anzuschaffen. Bald zeigte es sich, daß unter ihnen viele Männer waren, welche die bisherige Regierung nicht mehr wollten, sondern den Plan hatten, eine ganz neue ins Leben zu rufen. Sie lehnten sich offen gegen die Befehle des Königs aus und erklärten: wir sind Vertreter des französischen Volkes und wollen dem Könige vorschreiben, wie er regieren soll. Diese Revo- lutionsmänner gewannen schnell die Oberhand und vereinigten sich mit den übrigen Abgeordneten zu einer „Nationalversammlung", die Frankreich eine neue Verfassung geben wollte. Dazu reizten die schlimmsten Aufrührer (Jakobiner) in Paris den Pöbel auf. Er stürmte 1789 das alte Staatsgefängnis (Bastille) in Paris und damit begann die Revolution. Als der König sich in Paris nicht mehr sicher fühlte,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer