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1. Weltkunde - S. 189

1896 - Hannover : Helwing
189 Berlin und weiter nach dem Osten. Dreizehn Tage nach der Schlacht bei Jena zog Napoleon in Berlin ein. Eine preußische Festung nach der anderen ergab sich; nur Kolberg (Nettelbeck) und Graudenz (Courbiere) verteidigten sich heldenmütig. Jetzt verbot Napoleon den besiegten Völkern, etwas von England zu kaufen; alle englischen Waren sollten vernichtet werden. Das nannte man die „Kontinentalsperre", d. h. die Absperrung Europas gegen Eng- lands Handel. In dieser Zeit trat auch der König von Sachsen dem Rheinbünde bei. Nun zog Napoleon nach dem Osten, um das preußische Heer dort aufzusuchen. Inzwischen hatten sich die Russen mit den Preußen vereinigt. Beide rangen in blutiger Schlacht bei Preußisch-Ey lau mit Napoleon, der den Verbündeten das Schlachtfeld überlassen mußte (8. Febr. 1807). Im Frühlinge kam Kaiser Alexander von Rußland selbst zum Könige Friedrich Wilhelm nach Preußen, und beide erneuerten den Freundschafts- bund, welchen sie 1805 am Grabe Friedrichs d. Gr. in Potsdam geschlossen hatten. Im Sommer kam es dann zur entscheidenden Schlacht bei Fried land, wo Napoleon den Sieg gewann. Im Frieden zu Tilsit mußte Friedrich Wilhelm sein halbes Reich an Napoleon abtreten; die andere Halste (die Lande östlich der Elbe) ließ dieser ihm nur „aus Achtung vor dem Kaiser aller Russen", mit dem er inzwischen Freundschaft geschlossen hatte. Dazu sollte Preußen 150 Millionen Franken Kriegskosten bezahlen und durfte nur ein Heer von 42 000 Mann halten. Die edle Königin Luise von Preußen hatte zwar persönlich versucht, die harten Friedensbedingungen zu mildern, aber es war ihr nicht gelungen, des Siegers sühlloses Herz zu erweichen. — Aus den Gebieten, welche Napoleon Preußen entrissen hatte, zusammen mit Braunschweig und Kurhessen bildete er das Königreich West- falen, welches er seinem Bruder Jerome gab. Dieser hielt seinen Hof in Kassel. § 94. Preußens Erneuerung. „Es wird mir immer klarer, daß alles so kommen mußte, wie es gekommen ist. Wir sind ein- geschlasen aus den Lorbeeren Friedrichs des Großen, welcher eine neue Zeit schuf. Wir sind mit derselben nicht fortgeschritten, des- halb überflügelt sie uns. Das sieht niemand klarer ein, als der König. I ch glaube fest an Gott, deshalb bin ich der Hoffnung, daß auf die jetzige Zeit eine bessere folgen wird. Ich finde Trost, Kraft Mut und Heiterkeit in dieser Hoffnung, die tief in meiner Seele liegt. Sorgen wir nur, daß >vir mit jedem Tage reifer und besser werden." In diesen Worten sprach Preußens edle Königin Luise in der Zeit tiefster Schmach und unsäglichen Elendes das aus, was Millionen ihres Volkes erkannten und fühlten. Die grausamen Schläge von der Hand des Franzosenkaisers hatten Preußens Völker aus ihrem stolzen Sicherhcitstraume aufgeschreckt. „Wir müssen reifer und besser werden!" dieser Weckruf aus dem Munde der geliebten Königin wurde die Losung für König und Volk. Der König entließ seine unfähigen Ratgeber und berief Männer um leinen Thron, deren Herzen in glühender Liebe für Freiheit und Vaterland
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