1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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„Dreikönigsbund". Aber Österreich und Kaiser Nikolaus von Rußland
verhinderten und vereitelten Preußens Arbeit. In Olmütz ließ Friedrich
Wilhelm den Herrschern von Österreich und Rußland erklären, daß er nicht
weiter versuchen wolle, Deutschland zu einigen. Der alte Deutjche Bund er-
wachte noch einmal zu neuem Leben (1851).
König Friedrich Wilhelm Iv. konnte nun ungestört an der Wohl-
fahrt seiner eigenen Länder arbeiten. Er hatte in dem schleswig-holsteinischen
Kriege (1848—1850) erkannt, daß Preußen zum Schutze seiner Küsten
und seines Seehandels einer Kriegsflotte bedürfe. Er ließ deshalb Kriegs-
schiffe bauen und gründete somit die preußische Kriegsmarine.
Dazu kaufte er von Oldenburg Land am Jadebusen (1853) und legte
dort den Kriegshafen „Wilhelmshaven" an. Aus der preußischen
hat sich die heutige, stolze deutsche Kriegsflotte entwickelt. — Unter Friedrich
Wilhelms Regierung nahm die Industrie einen gewaltigen Aufschwung.
Das Zeitalter der Dampfmaschinen war angebrochen. Der Dampf-
kraft trat die Elektrizität bald an die Seite. Preußens Maschinen,
Geschütze, Gußstahlwaren und Gewebe traten in siegreichen Wettkampf mit
denen der Engländer und Belgier. Am 1. Januar 1849 durchflog die
erste telegraphische Depesche auf dem elektrischen Drahte Deutschland. —
Hand in Hand mit dem riesenhaften Aufschwünge des Gewerbfleißes ging
das Anwachsen des Handels und Verkehrs zu Wasser und zu Lande.
Um den Landhandel zu heben, unterstützte der König den Bau von Eisen-
bahnen. Mehr als 4000 km Eisenschienen wurden während seiner Re-
gierung in Preußen gelegt. — Richt minder sorgte er für das Gedeihen
der Schulen seines Reiches; dazu pflegte er Wissenschaft und Kunst mit
höchstem Eifer. Er ließ das prachtvolle Museum in Berlin bauen, besten
Treppenhauswände Wilhelm von Kaulbach mit weltberühmten Ge-
mälden schmückte. Die Bildhauerkunst sckus Werke, wie das großartige
Reiterstandbild Friedrichs d. Gr. von Rauch, die Standbilder Friedrich
Wilhelms Iii. und seiner bewährten Feldherren Pork und Gneisenau. Die
alte Stammburg der Hohenzollern und die herrliche Marienburg in Preußen
wurden wieder hergestellt; dazu legte der König den Grundstein zur
Vollendung des 1248 begonnenen gewaltigen Kölner Domes. Ein König,
der den Wahlspruch führte: „Ich und mein Haus: wir wollen dem Herrn
dienen", sorgt selbstverständlich auch für die Pflege der Religion seines
Volkes. Friedrich Wilhelm gab und half mit Freuden, wo es Kirchen in
seinem Lande zu bauen gab, wo man Bibeln unter das Volk verbreitete,
wo man die Werke barmherziger Liebe übte. Seine Gemahlin, die Königin
Elisabeth, stand ihm darin treu zur Seite. Ihr besonders verdankt das
große Krankenhaus „Bethanien" in Berlin seine Entstehung. Der
König ries 1850 den „Evangelischen Ober-Kirchenrat", der die
kirchlichen Angelegenheiten verwalten sollte, ins Leben, nachdem bereits in
den vierziger Jahren die Synoden der Provinzen und die General-
synode in Berlin angeordnet waren zur Pflege des christlichen Glaubens
und Lebens seines Volkes.
Leider erkrankte Friedrich Wilhelm 1857 so schwer, daß er die Re-
gierung nicht weiter führen konnte. Prinz Wilhelm übernahm die Regent-
schaft (1858). Am 2. Januar 1861 ging der König zur ewigen Ruhe