1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ein. Er starb kinderlos; darum folgte ihm sein Bruder Wilhelm als
König von Preußen.
§ 103. Umschau in Europa Die Februarrevolution des
Jabres 1848 hatte den französischen Königsthron umgestürzt und den „Bürger-
könig" Louis Philipp gezwungen, abzudanken. Frankreich wurde Republik
0°, § 101). Bum Präsidenten der Republik wurde Prinz Louis Napoleon
gewählt, ein Neffe Kaiser Napoleons I. Am 2. Dezember 18^2 ließ Louis
Napoleon sich durch eine allgemeine Volksabstimmung zum Kaiser der
Franzosen wählen. Er dürstete darnach, sein Haupt mit Siegeslorbeeren
zu schmücken und eine ähnliche Rolle in Europa zu spielen, wie sein Oheim.
Ein unglücklicher Krieg gegen Rußland war der Anfang zum Sturze des ersten
Napoleons geworden: ein siegreicher Krieg gegen Rußland sollte die erste
Stufe der Vorherrschaft des dritten Napoleons werden. Rußland wollte festen
Fuß auf der Balkanhalbinsel fassen, indem es vorgab, die dortigen Christen
gegen die Türken beschützen zu müssen. Das wollten die übrigen Großmächte
Europas nicht leiden Frankreich und England (später auch Österreich) führten
gemeinschaftlich den Kampf gegen Kaiser Nikolaus von Rußland (1853 bis
1856). Der Schauplatz desselben war besonders die Halbinsel Krim, darum
heißt der Krieg der „Krimkrieg". Die verbündeten Mächte siegten und
nötigten Rußland zum Frieden. — Bald nachher sollte Österreich gedemütigt
werden, wie Rußland. In Italien gab es eine große Bohl von Männern,
welche die Einigung aller Italiener zu einem Reiche erstrebten. Der
König Viktor Eman uel von Sardinien stellte sich die Aufgabe, ein einiges
Königreich Italien herzustellen. Nun aber besaß Österreich die Lombardei und
Vcnetien. Diese Länder mußten ihm mit Gewalt entrissen werden. Na-
poleon Iii. unterstützte die Pläne Viktor Emanuels. Seine Heere besiegten die
Österreicher bei Magenta und Solferino (1859). Im Frieden von Bürich
mußte Kaiser Fran'z Joseph die Lombardei an Italien abtreten. Napoleon
aber erhielt für seine Hülfe Savoyen und Nizza von Italien. Seit der Beit
war der Franrosenkaiser der erste und angesehenste aller Herrscher Europas, aus
dessen Wort Fürsten und Völker lauschten.
§ 1041. Könia Wilhelm I. (1861 — 1888). a) Prinz
Wilhelm von Preußen war der Sohn König Friedrich Wil-
helms Iii. und der Königin Luise. Er wurde am 22. März 1797
geboren und wuchs unter der sorgsamsten Pflege seiner Mutter
heran. „Unser Sohn Wilhelm wird, wenn mich nickt alles
trügt, wie sein Vater, einfach, bieder und verständig",
so schrieb die Königin Luise an ihren Vater, den Herzog Karl
Ludwig von Mecklenburg-Strelitz. Als Prinz Wilhelm im zarten
Knabenalter stand, brach das Unglück über Preußen herein.
Nach der Schlacht bei Jena mußte die königliche Familie fliehen
bis an die ferne Ostqrenze Preußens. Prinz Wilhelm sab den
Schmerz des Vaters, die heißen Thränen der Mutter. Er kostete
früh den harten Ernst des Lebens, und der Mahnruf der Mutter:
„Werdet Männer und geizet nach dem Ruhme großer Feldherren
und Helden!" grub sich tief in seine Seele. Nach dem Friedens-
schlüsse von Tilsit ging Prinz Wilhelm wieder an das Lernen.
Dann brach der Sturm der Begeisterung in Preußen los; aber
Prinz Wilhelm durfte vorerst nicht mit ins Feld ziehen, weil er
eine sehr zarte Gesundheit hatte. Endlich nach der Schlacht bei
Leipzig (wurde er zum Hauptmann ernannt, und nun nahm ihn