1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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jungen Stämmen stehen die Äste quirlförmig; ältere im Schluß stehende
Bäume verlieren die unteren Äste, weil sie wegen Mangel an Licht und
Raum verdorren, und tragen nur eine schirmförmige Krone, b) Die
Nadeln. Die fingerlangen, schmalen, steifen Blättchen, die zu zweien
in einer Scheide stehen, heißen Nadeln. Sie fallen erst im 4. Jahre ab,
daher erscheint die Kiefer als ein immergrüner Baum. c) Blüte und
Frucht. Die Kiefer hat männliche und weibliche Blüten; die ersteren
stehen am Grunde der jungen Triebe in dicken Büscheln zu je 20—30
in Kätzchen. Jedes Kätzchen enthält viele Staubblätter, die zur Zeit der
Blüte (Mai) massenhaft einen gelben Blütenstaub entlassen (Schwefelregen).
Jedes Staubkörnchen ist mit einem Luftsäckchen versehen, damit es der
Wind leicht forttragen kann. Die Stempelblüten sitzen einzeln oder zu
zweien an den Spitzen junger Zweige. An einer Spindel stehen zahl-
reiche Deckblätter, aus denen später die holzigen Schuppen werden. Unter
jeder Schuppe befinden sich an einem Fruchtblatte zwei kleine Samen-
knospen, die aber nicht vom Fruchtblatt umhüllt, sondern nackt sind (Nackt-
samer). Zur Zeit der Blüte spreizen die Schuppen auseinander, so daß
Pollenkörner zwischen sie gelangen können. Der Samenstand entwickelt
sich zu einem Zapfen, der bis in den Sommer des 2. Jahres wächst
und erst im Frühlinge des 3. Jahres die mit einem häutigen Flügel ver-
sehenen Samen herausfallen läßt. 6) Bedeutung. Die Kiefer liebt
Kieselboden (Sand) und bildet deshalb in den sandigen Ebenen und
niedrigen Bergrücken Mittel- und Nordeuropas weite Waldungen. Sie
liefert Bau-, Werk- und Brennholz. Aus dem Harze wird Terpentin,
Pech, Kolophonium und Teer gewonnen. — 2. Verwandte, g) Die
Weimutskiefer, mit langen, dünnen Nadeln, welche in Büscheln zu
fünf stehen, b) Die Rot- oder Schwarztanne, auch Fichte (Weih-
7 nachtsbaum) genannt, mit kurzen, rings um die Zweige stehenden Nadeln und
walzenförmigen, hängenden Zapfen, c) Die Weiß- oder Edeltanne,
mit glatten, kammförmig-zweireihig stehenden Nadeln und aufrechten Zapfen.
6) Die Lärche, mit kurzen, weichen, büschelig stehenden Nadeln, die im
Herbste abfallen.
I. Bergleiche alleinstehende Kiefern mit solchen in Waldbeständen! —
2. Erkläre die flache Bewurzelung der Kiefer! — 3. Beschreib ihre Borke! —
4. Lege im Herbst gesammelte Kieferzapfen auf den warmen Ofen!
§ 2». Nadeltvaldverderder. Der Nadelwald wird wie
der Laubwald von vielen schädlichen Insekten bedroht. Der angerichtete
Schaden ist hier weit größer als dort, weil die Nadelbäume kein Ausschlags-
vermögen besitzen und deshalb an einer zu weit vorgeschrittenen Entlaubung
zu Grunde gehen müssen. Der Kampf gegen die Nadelwaldverderber ist
daher von größter Wichtigkeit. Die gefährlichsten sind:folgende: 1. Der
Riefernspinner. Er ist kenntlich an den grauen, in der Ruhe dach-
förmig liegenden Flügeln, von denen die vorderen weißgraue^Duerbinden
und einen gelbweißen Mittelfleck tragen, und an dem wollig behaarten,
dicken Körper. Jedes Weibchen legt im Juli etwa 200 Eier an die oberen
Zweige und Nadeln, aus denen im August die grauen, rothaarigen Raupen
kriechen. Nachdem sie bis Oktober oder November gefresien:haben, ver-
lassen sie die Bäume und verschlafen den Winter in der Nähe des Stammes