1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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mit einem Schöpfgefäße herauf. Vielleicht gelingt es uns auch,
eine Ringelnatter in der Nähe des Teiches zu entdecken oder
mit Semmelbrocken kleinere Fische ans Ufer zu locken. Als alte
Bekannte begrüßen wir Storch und Schwalbe, die hier reich-
lich Nahrung finden. Der Fischreiher lauert am Teiche eben-
falls auf Beute, und die Bachstelze hüpft mit zierlichen Sprüngen
am Ufer. Wilde Enten rauschen aus dem Schilfdickicht empor.
Der Teich vereinigt also eine reiche Fülle von Pflanzen und Tieren
in seinem Wasser und an seinen Ufern.
§ 81. Das Schilfdickicht. Es wird von Sumpfpflanzen
gebildet. Im feuchten Uferrande wachsen zunächst Segge, Vergißmeinnicht,
Minze, Schwertlilie und Wasserschierling. Etwas weiter vom Ufer entfernt
erheben sich Schilfrohr, Igel- und Rohrkolben. Im tiefern Wasser stehen
meterhohe Binsen. 1. Die scharfkantige Segge hat einen drei-
kantigen Stengel ohne Knoten. Stengel und Blätter sind scharf, da in
ihnen Kieselstückchen eingelagert sind. Die Tiere fressen die Seggen deshalb
nicht gern. Die Blüten bilden Ähren, die aus grünen weiblichen oder
schwarzbraunen männlichen Blüten bestehen. Sie sind wie die Gräser
Windblütler. Die Seggen oder Riedgräser wachsen auf sumpfigem, saurem
Boden und taugen als Viehfutter nicht viel. — 2. Das Sumpf-
vergißmeinnicht. Der Stengel desselben ist kahl, während alle anderen
Vergißmeinnichtarten behaarte Stengel und Blätter zum Schutze gegen
Verdunstung besitzen. Diese Schutzvorrichtung ist beim Sumpfvergißmein-
nicht überflüssig. Die Röhre der himmelblauen Blumenkrone ist durch
5 gelbe Schuppen verschlossen, damit kurzrüsselige Honigsucher abgehalten
werden. — 3. Die Wafserminze ist eine Verwandte des Bienensaugs
und Salbeis, obwohl die Blumenkrone nicht zweilippig, sondern trichter-
förmig ist. Sie liefert einen Beweis dafür, daß für eine Pflanze Fremd-
bestäubung vorteilhafter ist als Selbstbestäubung; denn neben den
Zwitterblüten kommen weibliche Blüten vor, die nur durch Insekten
befruchtet werden. Diese Blüten bringen regelmäßig die vollkommensten
Früchte. — Die Blätter der Krauseminze und Pfefferminze ver-
wendet man zu Thee, außerdem gewinnt man aus der Pfefferminze das
stark riechende flüchtige Pfefferminzöl. — 4. Die Schwertlilie.
Sie gehört zu den uns bekannten Liliengewächsen. Den Namen Schwert-
lilie hat sie von den schwertförmigen Wurzelblättern, die aus dem vielfach
verzweigten, knolligen Wurzelstocke kommen und sich scheidenartig umschließen.
Die gelbe Blütenhülle wird aus 3 ausrechten und 3 zurückgeschlagenen
Blättern gebildet. Auf dem 3-fächerigen Fruchtknoten stehen 3 blumen-
blattähnliche Narben. Sie wölben sich wie ein Dach über die 3 Staub-
blätter. Da sich diese nun nach unten öffnen, die Narben aber nur oben
belegungsfähig sind, so ist eine Selbstbestäubung ausgeschlossen. Die
Fremdbestäubung wird durch Hummeln vermittelt, welche zu den am
Grunde der Hüllblätter liegenden Honigbehältern gelangen wollen. Dabei
müßen sie mit ihrem Kopfe zunächst die Narbe und darauf den Staub-
beutel berühren. — Die deutsche Schwertlilie mit blauer Blüte wird
als Zierpflanze im Garten gezogen. — 5. Der Wasserschierling.