1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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papier und läßt sich als Pergament gebrauchen. Durch ein
Gemilch von einem Teile konzentrierter Salpetersäure und zwei
Teilen konzentrierter Schwefelsäure wird aus der Pflanzenfaser
(Baumwolle) die Schießbaumwolle, und aus dieser das
Kollodium bereitet (§ 75). — 2. Stärke (Cehioos). —
Zerreibt man Kartoffeln, knetet sie mit etwas Wasser durch-
einander und preßt die Flüssigkeit durch einen Leinwandlappen,
so bildet sich nach einiger Zeit ein Bodensatz; das ist Stärke-
mehl (Amylum). Rührt man Weizenmehl und Wasser zu
einem Teige, schlägt es in ein grobes Tuch und knetet es unter
stetem Zugießen von Wasser so' lange, bis dieses nicht mehr
milchig abfließt, so erkält man aus der Flüssigkeit gleichfalls
das Stärkemehl als weißen Bodensatz. — Stärke hat mit
der Zellensubstanz gleiche Zusammensetzung, bildet jedoch
keinen Teil des Zeliengewebes, sondern findet sich im Innern
der Zellen, und zwar in den Samen, Wurzeln und im
Marke der Pflanzen, auch in unreifem Obste. Die Stärkemehl-
körnchen bestehen aus schalenartig übereinander liegenden Schichten;
sie haben verschiedene Formen nach den Pflanzen, aus denen
sie gewonnen sind, und können mittelst eines Mikroskops unter-
schieden werden: Kartoffel-, Weizen-, Erbsen-, Mais-
stärke u. Sago ist Stärkemehl aus dem Marke der Sago-
palme. — Das Stärkemehl hat weder Geruch noch Geschmack;
in kaltem Wasser quillt es auf; beim Kochen mit Wasser
zerplatzt die äußere Hülle, und die Stärke bildet Kleister.
Stärkemehl bildet einen wesentlichen Bestandteil unserer Nahrungs-
mittel (siehe § 87). Aber nur gekocht ist es verdaulich; daher
müssen Reis, Hül sen fr richte, Kartoffeln rc. gekocht
werden.
Anmerkung. Eine ähnliche Zusammensetzung wie Zellensubstanz und
Stärke haben Gummi und Pflanzenschleim. Gummi löst sich im
Wasser auf, nicht im Weingeist (beim Harz ist's umgekehrt). Das beste Gummi
ist das arabische Gummi, das aus Akazien ausschwitzt; Kirschgummi
ist ein Gemenge von Gummi und Pflanzen schleim. Der letztere Stoff
findet sich in Leinsamen, Quittenkernen u. s. w. Er quillt im Wasser zu
einem dickem Schleime.
3. Zucker. Man unterscheidet mehrere Zuckerarten; alle sind
im Wasser löslich und haben einen mehr oder weniger
süßen Geschmack. Sie bestehen wie Pflanzenfaser und Stärke
aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, sind
jedoch in ihrer chemischen Zusammensetzung und ihren äußeren
Eigenschaften nicht völlig gleich; einige krystallisieren, andere
nicht, a) Rohrzucker wird gewonnen aus dem Safte des
Zuckerrohrs, des Zuckerahorns (Nordamerika) und aus
Zuckerrüben (des. Deutschland seit 1750). Der aus dem
Zuckerrohre oder deu Rüben ausgepreßte Saft enthält verschiedene
Säuren, Eiweiß rc.; durch Zusatz von Kalkmilch und schnelles
Aufkochen werden diese Bestandteile, die mit dem Kalke einen