1907 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Karl A., Pawlowski, J. N.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Der hl. Franziskus und die Franziskaner (seit 1210). Der hl. Franziskus
wurde zu Assisi, einem Städtchen in Mittelitalien, geboren. Sein Vater war Kaufmann.
Von einer Krankheit genesen, beschloß er, sich in eine Einöde zurückzuziehen. Auf den
Apenninen baute er eine Hütte, diente den Kranken und lag dem Gebete ob. Als er einst
bei der hl. Messe im Evangelio die Worte hörte: „Ihr sollt weder Gold, noch Silber,
nicht zwei Röcke, keine Schuhe und keinen Stab tragen," so dachte er, das sei auch ihm
gesagt, legte gleich seine Schuhe ab, tat alles Geld von sich und bekleidete sich mit einem
groben Rocke, den er mit einem Stricke zusammenschürzte. Sein Entschluß war, in der
strengsten Arinut nur von Almosen zu leben. Dabei zog er umher und predigte überall
Buße. Beim Volke waren die Franziskanermönche wegen ihrer Armut und Abgeschiedenheit
höchst beliebt. Mehrere Bischöfe, Kardinäle und Päpste sind aus diesem Orden hervor-
gegangen. Bald nach des Stifters Tode errang der hl. Antonius von Padua, der
Italien als Priester durchzog, durch die Gewalt seiner Reden überall die glänzendsten
Siege über die eingerissenen Laster und Irrlehren, daß man ihn den „Hammer der Ketzer"
nannte. Eine besondere Klasse der Franziskaner waren die Kapuziner. Sie trugen
eine braune Kleidung, eine lange Kapuze, einen Bart und an den Füßen nur Sandalen.
Der hl. Dominikus und die Dominikaner (seit 1206). Der hl. Dominikus
war ein spanischer Domherr. Auf einer Reise in geistlichen Geschäften kam er einst in
die Gegend von Toulouse stulus) in Frankreich. Hier fand er die Sekte der Albigenser,
auch Waldenser. Gegen die Irrlehren dieser Sekte trat der hl. Dominikus mit Eifer
aus. Er stiftete einen Orden von wandernden Predigern, die er zur strengsten Armut
und Demut verpflichtete, der Predigerorden genannt. Vom hl. Dominikus stammt das
Rosenkranzgebet her.
Das Konzil zu Kostnitz. Nach dem Beispiele der Apostel versammelten sich
von jeher, wenn Streitigkeiten in Glaubenssachen entstanden, die Bischöfe mit dem jedes-
maligen Papste oder dessen Abgeordneten, um zu bestimmen, was als katholisch gelten
solle uüd was nicht. Eine solche Versaiumlung nennt man eine Kirchenversammlung
oder ein Konzil. Was in bezug auf Glaubens- und Sittenlehren von den allgemeinen
Kirchenversammlungen bestimmt wird, ist für alle Katholiken verpflichtend. Auf dem
Konzil zu Konstanz oder Kostnitz (1414) sollte über die Irrlehre des Johann Huß
verhandelt, eine Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern herbeigeführt und
zugleich ein neuer Papst gewählt werden. Die drei Bischöfe, welche durch Uneinigkeit
bei der Wahl die Papstwürde erhalten hatten, legten diese Würde nieder, worauf ein
neuer Papst, Martin V., gewählt wurde. Als dieses Konzil 1418 beendigt war und
auseinander ging, ritt der Papst in einem kostbaren Meßgewande auf einem reich
geschirrten, milchweißen Pferde, welches der Kaiser selbst am Zügel führte. Vier-
Fürsten hielten die Spitzen der scharlachenen Decke, mit welcher sein Pferd geschmückt
war, und vier Grafen trugen den Baldachin, unter welchem der Papst ritt.
Johann Huß und der Hussitenkrieg. Huß, ein Professor zu Prag, hatte die
Irrlehren eines englischen Pfarrers, Johanü Wiklef, angenommen und öffentlich ver-
breitet. Deshalb sollte er sich auf dem Konzil verantworten. Das Konzil erklärte seine
Lehren für ketzerisch und forderte ihn wiederholt zum Widerrufe derselben auf. Huß
widerrief nicht. Da wurde das Urteil gesprochen, daß er ein Erzketzer sei. Als solcher
wurde er der Priesterwürde entsetzt und dem weltlichen Gerichte mit der gewöhnlichen
Bitte übergeben, ihn nicht zu töten, sondern in beständigem Gewahrsam zu halten. Nach
den damaligen strengen weltlichen Gesetzen wurden indes diejenigen, welche sich gegen
die von Gott gestiftete Kirche durch Irrlehren auflehnten und diese hartnäckig verbreiteten,
auch als Verbrecher gegen die bürgerliche Ordnung und gegen den Staat selbst betrachtet
und mit dem Feuertodc bestraft. Huß wurde nun, da er selbst auf dem Scheiterhaufen
nicht widerrufen wollte, verbrannt (1115) und seine Asche in den Rhein geworfen. Im
folgenden Jahre erlitt auch sein Freund und Schüler, Hieronymus von Prag, in Konstanz
den Feuertod. Diese Hinrichtungen pflegt man der Kirche zur Last zu legen, jedoch mit
Unrecht; denn die katholische Kirche verlangt nicht den Tod des sogenannten Ketzers,
sondern seine Bekehrung. Die Anhänger des Huß, Hussiten genannt, kündigten darauf
nicht nur der geistlichen, sondern auch der weltlichen Obrigkeit den Gehorsam auf; sie
wählten den wilden Ziska zu ihrem Anführer und unternahmen von Prag aus den
blutigen Hussitenkrieg, welcher 16 Jahre wütete.
18. Me Kirchentrennung. (Reformation.)
Bau der St. Pcterskirche. Der Papst Leo X. wollte den unter seinem Vor-
gänger begonnenen Bau der zu Ehren des Apostelfürsten Petrus errichteten St Peters-
Krüger, Realicnbuch. Ausgabe für kathol. Schulen. 2