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1. Größeres Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in Bürgerschulen und höheren Unterrichtsanstalten - S. 219

1874 - Leipzig : Klinkhardt
219 Sprache. Da traten als Vorboten einer bessern Zeit Leibnitz (11716) Wolf (t 1754), Thomasius (f 1728) auf. Letzterer besonders bringt die deutsche Sprache an den Universitäten zu Ehren. Auch Gottsched (1700—1766) hatte um dieselbe mannigfache Verdienste. Als Feind der geistlosen Flachheit in der Poesie kämpft der kritische Wernicke (1720). Immer aber blieb man über das Wesen der Dichtkunst im Dunkel. Da brachte ein zufälliger Streit Licht in dasselbe. Es ist der Streit der Schweizer Bodmer und Breitinger mit Gottsched 1740. Gottsched, seit 1726 Professor in Leipzig, hatte früher im Bunde mit Bodmer die 2. schlesische Schule bekämpft, gerieth aber mit diesem theils über Milton, theils über die Quelle der Poesie in Streit. Bodmer behauptet, die Dichtkunst habe ihren Ursprung im Gemüthe und in einer frischen, lebhaft erregten Phantasie; Gottsched behauptet ausdrücklich: „Es kommt in der Poesie nur auf die Wissenschaft der Regeln an." Bodmer empfiehlt die Engländer, Gottsched die Franzosen als Muster. Alle jüngeren Talente sielen Bodmer zu, und als endlich noch Lessing gegen Gottsched zu Felde zog, war dessen Ansehen ver- nichtet. — § 40. In beiden Parteien sind die Hauptkämpfer als Dichter höchst unbedeutend, denn weder Bodmers „Noachide", noch Gottscheds „sterben- der Kato" hat poetischen Werth. Viel höher stehen Haller und Hage- dorn. Haller, geb. 1708 zu Bern, ch 1777 daselbst, einer der größten Gelehrten des Jahrhunderts, singt tief empfundene Lieder und dichtet die „Alpen", ein beschreibendes Gedicht mit gelungenen Naturschilderungen. Er folgt der Bodmerschen Richtung. Hagedorn, geb. 1708 zu Ham- burg, i 1754, mehr den französischen Mustern folgend, war heiter, jovial, besang daher die Freuden des geselligen Lebens und des Weines in Hora- zischer Weise und in so vollendeter Form, daß sie lange unerreicht blieb. Die sächsische Schule. § 41. Mehrere junge Dichter in Leipzig entzogen sich der Gott- schedischen Diktatur, stifteten eine eigene Zeitschrift: „Die neuen Beiträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes" 1742 und bildeten ein eignes poetisches Kollegium. An der Spitze stand als Kritiker Gärtner 1712 bis 1791. Es gehörten dazu Kramer 1723—88, Gieseke 1724—1765, Zachariä 1726—1777 (der „Renommist"), Joh. Elias Schlegel aus Meißen 1718—1749, ein dramatisches Talent und der Begründer des neueren Dramas („Kanut", der „Geheimnißvolle"), A. G. Kästner, 1719—1800, ebenfalls ein ausgezeichneter Gelehrter und trefflicher Epi- grammendichter, der Satyriker Rabener, 1714—1771, und neben mehreren andern noch Ch. F. Geliert, 1715—1769, bekannt alsfabel- und Liederdichter. — Im Allgemeinen hat die sächsische Schule die Poesie wenig befördert. Friedrich Gottlob Ktopstock. § 42. Klopstock, geb. den 2. Juli 1724 zu Quedlinburg, h den 14. März 1803 zu Hamburg, ist der erste unserer sechs großen Dichter.
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