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1. Illustriertes Realienbuch für Bürger-, Mittel- und Töchterschulen - S. 39

1881 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
33 ihre immer mehr anwachsenden Schulden nicht tilgen konnten, ihr Besitztum, mußten nach dem harten Schnldgesetze sogar ihre Kinder als Sklaven hingeben und ins Gefängnis wandern. Viele Plebejer kamen so um ihren Grundbesitz. Als die reichen Patrizier ihre Güter durch Feldsklaven bearbeiten ließen, verloren auch viele plebejische Pächter ihr Brot. Häufige Un- ruhen entstanden aus diesen traurigen Verhältnissen. Die Plebejer verweigerten wiederholt den Kriegsdienst und verlangten eine gründliche Verbesserung ihrer Lage, und die wohlhabenden unter ihnen erstrebten eine vollständige Gleichberechtigung mit den Patriziern. Diese ver- sprachen, die Lage der bedrängten Plebejer zu verbessern, hielten aber nicht Wort. Da be- setzten die von einem Feldzuge heimkehrenden Plebejer i. I. 494 in der Nähe Noms einen Hügel, der später den Namen „heiliger Berg" erhielt, in der Absicht, sich dort anzubauen. Der Senator Menenius Agrippa bewog sie zur Rückkehr nach Rom. (Gleichnis vom Magen und von den Gliedern.) Ihre Schuldenlast wurde ihnen erleichtert, die Schnldknechtschaft aufgehoben, und sie erhielten das Recht, zu ihrem Schutze aus ihrer Mitte Volkstribunen zu erwählen, deren Person unverletzlich sein sollte. Diese Tribunen erlangten bald das Recht, den Senatssitznngen beizuwohnen und durch ihr Veto (d. h. ich verbiete) die Beschlüsse des Senates ungiltig zu machen. Ihnen zur Seite standen zwei aus den Plebejern gewählte Ädilen, welche besonders den Verkauf der Lebensmittel zu überwachen hatten. Die Zahl der Tribunen, die anfangs nur zwei betragen haben soll, stieg später auf fünf und zuletzt sogar auf zehn. Nur die Not hatte die Patrizier zu diesen Begünstigungen gezwungen; sie haßten die neuen Staatseinrichtungen. Der hochmütige Patrizier Märcius Coriolänus suchte bei einer in Rom entstandenen Hungersnot den Plebejern ihre Rechte wieder zu nehmen. Er wurde verbannt und floh zu den Volskern. (Sage von seinem Zuge nach Rom. Seine Mutter Vetüria und seine Gattin Bolümnia.) Die fortdauernden Zwistigkeiten führten zu blutigen Gewaltthaten. Der Konsul Spürius Cássius wurde hingerichtet, weil er auf Erlaß eines Ackergesetzes zu Gunsten der ärmeren Plebejer und der latinischen Bundesgenossen gedrungen hatte; ein Volkstribun, der die Konsuln deshalb anklagte, wurde ermordet. (Untergang des Geschlechtes der Fabier.) Die Patrizier mußten nach langem Widerstande den vom Volkstribunen Terentilins Arfa gestellten Antrag auf Abfassung schriftlicher Gesetze annehmen. Der Senat schickte Gesandte nach Griechen- land zur Sammlung von Gesetzen. Zehn Patrizier, Decemvirn genannt, arbeiteten in 2 Jahren (451 und 450) ein allgemeines Landrecht aus, das sogenannte Zwölftafelgesetz. Die Decemvirn, welche während ihrer Amtsdauer dictatorische Gewalt besaßen, suchten nach Vol- lendung des Gesetzes ihre Macht auch ferner zu behaupten. Ihre Willkürherrschaft und be- besonders das schändliche Verfahren des Appius Claudius brachten einen Volksaufstand her- vor. (Ermordung eines ehemaligen Volkstribunen. Verginia und ihr Vater Berginius). Das Decemvirat wurde abgeschafft; Konsuln und Tribunen traten wieder ein. Nach und nach erlangten die Plebejer immer mehr Rechte. Der Tribun Canulejus setzte das wichtige Gesetz über die Rechtsgiltigkeit der Ehe zwischen Patriziern und Plebejern durch, und die Tribunen Sextius und Licinius bewirkten i. I. 367 die Annahme ihrer Ge- setzesvorschläge, nach welchem keinrömer mehr als 500 Joch Gemeindeland (etwa 128 Hekt.) besitzen durfte und einer der beiden Konsuln immer ein Plebejer sein sollte. Endlich fielen auch die letzten Schranken, welche die streitenden Parteien trennten; den Plebejern standen alle Staatsämter offen, zuletzt selbst das höchste Amt, nämlich das des Oberpriesters. Gegen das Jahr 300 hatten sie gleiche Rechte mit den Patriziern. § 27. Unterwerfung von Mittel- und Unteritalien. 1. Während des Streites um Gleichberechtigung der Stände führten die Römer viele Kämpfe mit den Nachbarvölkern. Anfangs waren sie in denselben wenig glücklich. Den größten Widerstand leisteten die Etrusker; aber ihre Stadt Veji wurde durch den Dictator Cainillus nach lojähriger Belagerung erobert und zerstört. (Verbannung des Camillus.) Auch durch die Gallier, welche über die Alpen gekommen waren, wurden die Etrusker hart bedrängt. Der römische Senat ließ den gallischen Heer- Senckpiehl, Jllustr. Weltgeschichte. 3
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