1881 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Senckpiehl, Richard, Schreiber, Carl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Treffen verwundet und starb nach einigen Wochen in Ingolstadt. Die Schweden
unterwarfen Baiern und zogen in München ein. Maximilian mußte fliehen.
In dieser Bedrängnis wandte sich Ferdinand wieder an Wallenstein. Dieser
warb ein Heer, über welches ihm der Kaiser unumschränkten Oberbefehl gab, ver-
trieb die Sachsen aus Böhmen und zog dann, von Maximilian zu Hilfe gerufen,
nach Baiern. In dem festen Lager bei Nürnberg standen sich die Heere Wallen-
steins und Gustav Adolfs 11 Wochen gegenüber. Als Wallenstein darauf in Sachsen
eindrang und das Land verwüstete, eilte Gustav Adolf, der indes nach Baiern ge-
zogen war, dem Kurfürsten von Sachsen zu Hilfe. Es kam am 16. Nov. 1632
bei Lützen zur Schlacht. Gustav Adolf und Pappenheim fielen. Die Schweden
gewannen den Sieg.
Der schwedische Kanzler Oxenstierna übernahm nun die Leitung des Krieges
und übertrug den Oberbefehl über das Heer dem Herzoge Bernhard von Weimar
und den Feldherren Horn und Bauer. Obgleich nun die Schweden siegreich in
Baiern eindrangen, blieb Wallenstein, der sich nach Böhmen zurückgezogen hatte,
unthätig. Er wurde geheimer Verbindungen mit den Schweden beschuldigt, auf
Befehl des Kaisers abgesetzt und 1634 (durch den Obersten Buttler) in seiner
Wohnung zu Eger ermordet. Den Oberbefehl über das kaiserliche Heer erhielten
Gallas und des Kaisers ältester Sohn, Erzherzog Ferdinand. Die Schweden er-
litten 1634 bei Nördlingen eine Niederlage. Der Kurfürst von Sachsen schloß
mit dem Kaiser 1635 den Frieden zu Prag, dem sich der Kurfürst von Branden-
burg und die meisten übrigen protestantischen Fürsten anschlossen.
4. Schwedisch-französische Periode, 1635—1648.
Der Kanzler Oxenstierna verband sich mit Frankreich. Dort war damals
Ludwig Xiii. (Sohn Heinrichs Iv., 1610—1643) König; aber die Regierung
des Staates lag in der Hand des Kardinals Richelieu. Dieser hatte es sich
zur Aufgabe gemacht, Frankreichs Macht auch nach außen zu vermehren und ergriff
gern die Gelegenheit zur Einmischung Frankreichs in die deutschen Angelegenheiten
und namentlich zur Schwächung der östreichischen Macht.
Der Religionskrieg gestaltete sich jetzt zu einem bloßen Eroberungskriege. Die
Schweden siegten unter Baner 1636 bei Wittstock über das kaiserlich-sächsische Heer.
Bernhard von Weimar unterwarf den Elsaß;
nach seinem Tode nahm Frankreich das Land
in Besitz. Um diese Zeit starb Kaiser Fer-
dinand Ii., und ihm folgte sein Sohn Fer-
dinand Iii. (1637—1657). Obgleich dieser
zum Frieden geneigt war, so dauerte der
verheerende Krieg doch fort. Der Feldherr
Torstenson übernahm nach Baners Tode den
Oberbefehl über das schwedische Heer, besiegte
das kaiserliche Heer 1642 bei Leipzig, drang
in die östreichischen Länder ein, zog dann durch
Schlesien, Sachsen und Braunschweig und er-
obernd durch Holstein und Schleswig bis nach
Jütland. Im Jahre 1645 erfocht er einen
glänzenden Sieg bei Jankowitz in Böhmen
und drang bis Wien vor. Wegen Kränklich-
keit legte er den Oberbefehl nieder. Sein
Abb. 54. Richelieu.