1881 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Senckpiehl, Richard, Schreiber, Carl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Verteilung der Wärme auf der Erdoberfläche.
Die Verschiedenheit der Wärmeverhältnisse auf der Erdoberfläche ist hauptsächlich eine
Wirkung der Sonnenstrahlen. Es lassen sich für die Verteilung der Wärme auf der Erde
folgende allgemeine Sätze aufstellen: 1. Die Wärme der Erdoberfläche nimmt im
allgemeinen vom Äquator nach den Polen hin ab. Grund: a. Jede Fläche am
Äquator wird von mehr Sonnenstrahlen getroffen, als eine gleichgroße in den Polarläudern;
b. Die Sonnenstrahlen fallen am Äquator rechtwinklig auf und erregen deshalb mehr Wärme;
c. Sie haben eine geringere Luftmasse zu durchdringen als an den Polen. — 2. Der Unter-
schied zwischen Sommer- und Wintertemperatur wird um so größer, je weiter
man sich vom Äquator entfernt. Am Äquator ist die Temperatur während des ganzen
Jahres eine nahezu gleiche. — 3. ,,Orte, welche mitten in einer großen Länderstrecke liegen,
haben kältere Winter und wärmere Sommer als solche, welche in gleicher Breite in der Nähe
des Meeres liegen und wohl gar vom Meere umgeben find." Seeklima — Kontinental-
klima. Im nordöstlichen Irland gefriert im Winter nur selten das Wasser. Nordamerika
hat bei seinem Wasserreichtum kühlere Sommer und mildere Winter als Nordasien in gleicher
Breite. — 4. Wälder und Gebirge machen das Klima eines Ortes rauher.
An jedem Orte der Erdoberfläche findet sowohl innerhalb eines Tages als auch Monates
und Jahres ein beständiger Wechsel der Wärme zwischen einem Minimum und Maximum
statt. Beobachtet man in den einzelnen Stunden (oder alle 2—3 Stunden) eines Tages den
Stand des Thermometers und zieht aus der Summe der gefundenen Werte sämtlicher Be-
obachtungen das arithmetische Mittel, so erhält man die mittlere Temperatur des Tages.
Aus den mittleren Tagestemperaturen der Tage eines Monats ergiebt sich die mittlere
Monatstemperatur und die aus den 12 Monatsmitteln gezogene Mittelzahl zeigt die
mittlere Temperatur des ganzen Jahres an. Aus der mittleren Temperatur mehrerer
Jahre findet man die mittlere Temperatur der Gegend.
Verbindet man auf der Landkarte sämtliche Orte, die gleiche Jahrestemperatur haben,
durch Linien, so erhält man krumme Linien, welche Isothermen heißen. Diese Linien
fallen keineswegs mit den Breitengraden zusammen, sondern verbinden Orte miteinander,
welche unter sehr verschiedenen Breiten liegen. Sie geben ein Bild von der Verteilung der
Temperatur auf der Erde.
Vom Lichte.
Leuchtende und dunkle Körper.
Wenn wir die umgebenden Körper sehen sollen, so müssen sie entweder selbst leuchten
oder sie müssen beleuchtet werden. Licht ist also das Mittel, das uns die Gegen-
stände der Außenwelt sichtbar macht. Körper, welche selbst Licht verbreiten, nennt man
selbstleuchtende oder leuchtende, alle übrigen dunkle Körper. Die dunklen Körper sind
viel zahlreicher als die leuchtenden und werden uns dadurch sichtbar, daß sie einen Teil des
Lichtes, welches von leuchtenden Körpern ausgeht und auf sie fällt, in unser Auge werfen.
Leuchtende Körper (Lichtquellen) sind: 1. Die Fixsterne; unter ihnen ist die Sonne
die wichtigste Lichtquelle für die Erde. Einige Fixsterne haben weißes, andere rötliches
und noch andere gelbliches Licht (Polarstern). — 2. Glühende und mit Flamme ver-
brennende Körper. Die Flamme von verbrennendem Spiritus verbreitet nur sehr wenig
Licht; doch läßt sie sich dadurch besser leuchtend machen, daß man z. B. einen schrauben-
förmig gewundenen dünnen Draht hineinhält und glühend werden läßt. — 3. Phos-
phorescierende Stoffe. Unter Phosphorescenz versteht man das schwache Leuchten ge-
wisser Körper im Dunklen ohne merkbare Wärmeentwickelung. Hierher gehören: a. ver-
faulende Stoffe aus dem Tier- und Pflanzenreiche, wie auch Phosphor selbst, wenn er
an der Luft liegt. Das Leuchten ist eine Folge einer sehr langsamen Verbrennung. —
b. Leuchtende Tiere, z. B. Johanniswürmchen, Leuchtkäfer (in Westindien und Südamerika)
Meeresleuchten (von unzählichen Infusionstierchen hervorgebracht). — 4. Elektrisierte
Körper geben hell leuchtende Funken. — Der elektrische Funke, der Blitz, das St.
Elmsfeuer und das Nordlicht leuchten.