1895 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Hrsg.: Starken, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 96
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kaiser den Krieg. „Wir haben ein neues Feindl bekommen!" spöttelte der
Kaiser. „Majestät, einen rechten Feind!" sagte Tilly ernst. Die Hofleute
meinten, der „Schneekönig" werde bald an der südlichen Sonne zerschmelzen.
Mit bewährten Truppen landete Gustav Adolf an der pommerschen Küste. Die
beste Zucht herrschte in seinem Heere; jede Plünderung war verboten; täglich
wurde Gottesdienst gehalten.
b. Er kann Magdeburg nicht retten. Die evangelischen Fürsten
wollten aus Furcht vor dem Kaiser nichts mit dem Fremdling zu thun haben;
nur die Stadt Magdeburg verband sich mit ihm. Tilly hatte sie seit geraumer
Zeit belagert und schien abziehen zu wollen. Die Nähe der Schweden machte die
Bürger sicher. Da überrumpelte plötzlich der General Pappenheim die Stadt
früh am 20. Mai 1631. Die Bewohner wurden niedergemetzelt, gespießt, er-
säuft, verbrannt und alle Häuser ausgeplündert. In der Verwirrung kam Feuer
aus und legte die herrliche Stadt in Asche. „Seit Jerusalems Eroberung ist
kein größerer Sieg erhört worden!" meldete Pappenheim dem Kaiser.
e. Er besiegt Tilly. Das Schicksal Magdeburgs bewog endlich den Kur-
fürsten von Sachsen zu einem Bündnis mit Schweden. Bei Breitenfeld siegte
Gustav Adolf über Tilly und zog nun im Siegesfluge an den Rhein, den Main und
nach Bayern. Tilly wollte ihm den Übergang über den Lech wehren, wurde aber
von einer Kanonenkugel tödlich verwundet. „Wahret Regensburg, sonst kostet es
Kurhut und Kaiserkrone!" mit dieser Mahnung starb der Sieger in 36 Schlachten.
6. Er fällt als Sieger bei Lützen. In
seiner Not bat der Kaiser Wallenstein inständig um
Hilfe. Dieser warb ein Heer an und führte es gegen
den Feind. Vergeblich stürmten die Schweden bei
Nürnberg sein festes Lager. Dann zog er nach
Sachsen, und die Schweden folgten ihm. Bei Lützen
kam es den 16. Novbr. 1632 zur Schlacht. Der
König ritt mitten ins Getümmel, da zerschmetterte
eine Kugel seinen Arm, und ein Reiter schoß ihn in
den Rücken. Mit den Worten: „Mein Gott, mein
Gott!" sank er vom Pferde und verhauchte unter den
Rosseshufen sein Leben. Der Tod des Königs ent-
flammte den Rachedurst des Heeres. Unter dem
Herzog Bernhard von Weimar warfen sie alles
vor sich nieder. Da erschien Pappenheim mit seinen Truppen, und eine neue
Schlacht begann. Aber zwei Kugeln durchbohrten den kühnen Reitergeneral,
und todwund trug man ihn aus der Schlacht. „Saget dem Herzog von Fried-
land, daß ich fröhlich sterbe, da ich weiß, daß der unversöhnliche Feind meines
Glaubens unter den Toten ist!" sagte er sterbend. Sein Tod entmutigte die
Kaiserlichen. Die Schweden siegten, aber sie hatten ihren König verloren.
6. Wallenstein wird ermordet. Zwei Jahre darauf fand Wallenstein
ein trauriges Ende. Er hatte nach Willkür geschaltet und wenig nach dem Kaiser
gefragt. Man gab ihm schuld, daß er mit den Feinden unterhandle, und entzog
ihm den Oberbefehl. In Eger wurden seine Getreuen beim Gastmahl ermordet;
in sein Schlafgemach drangen die Mörder und riefen: „Bist du der Schelm,
der dem Kaiser die Krone entreißen will? Du mußt sterben!" Schweigend
empfing er den Todesstoß. — Nach dem Tode des Schwedenkönigs nahm die Zucht-
losigkeit im Heere und die Uneinigkeit unter den Bundesgenossen sehr zu. In der
Schlacht bei Nördlingen erlitten die Schweden eine furchtbare Niederlage;
viele Fürsten schlossen 1635 in Prag Frieden, und der Krieg schien am Ende.