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1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Kreuzberg, Peter Josef, Cüppers, Adam Joseph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
56
Geschichte.
I
2. Friedrich Wilhelm I. (1713—1740).
1. Friedrich Wilhelm I. war sparsam. König Friedrich I. hatte seinem
Lande einen höheren Titel erworben; sein Sohn Friedrich Wilhelm I. be-
gründete die Macht und das Ansehen des jungen Königreichs. Er war in vielen
Stücken das Gegenteil seines Vaters: während dieser ein glänzendes Hofleben
für nötig hielt, um dem Königtum Ansehen zu geben, war Friedrich Wilhelm
sehr sparsam. Bei seinem Regierungsantritte entließ er den größten Teil seiner
Hofbeamten; die goldenen und silbernen Geräte wanderten in die Münze;
in seiner Kleidung und Lebensweise war der König sehr einfach. Die gleiche
Einfachheit forderte er auch von seiner Umgebung.
2. Er vermehrte und verbesserte das Heer. Die große Sparsamkeit
verschaffte dem Könige die Mittel zur Vermehrung und Verbesserung seines
Heeres. Während seiner Regierungszeit brachte er es auf 83 000 Mann. Die
Soldaten nannte er „seine lieben blauen Jungen". Ganz besondere Vorliebe
besaß der König für große Soldaten. Sein Potsdamer Grenadierregiment
bestand nur aus „langen Kerlen"; es war das Musterregiment für alle andern.
Zu seiner Zeit wurden die Soldaten alle geworben. Da führte der König
eine neue Art der Heeresergänzung ein: er teilte sein Land in bestimmte
Bezirke oder Kantone ein imb wies jedem Regiment einen Kanton zu, aus dem
die Rekruten ausgehobeu wurden. Da aber viele Untertanen vom Kriegsdienste
befreit waren (die ältesten Bauernsöhne, die Söhne der Staatsbeamten, die
Wollarbeiter, alle mit einem Besitz von Io Ooo Talern), so reichte die Zahl
der ausgehobenen Truppen für den Kriegsdienst nicht aus. Die Hälfte des
Heeres mußte daher noch geworben werden. Der König aber hatte mit der
Kantoneinteilung die allgemeine Wehrpflicht vorbereitet. Wie der König
sein Riesenregiment in Potsdam besaß, so leitete Leopold von Dessau ein
Musterregiment in Halle. Von diesen Regimentern nahmen der eiserne Lade-
stock, das verbesserte Bajonett, der Gleichschritt und das Geschwiudfeuer ihren
Weg in die preußische Armee und erhöhten deren Tüchtigkeit. Die Zucht im
Heere war strenge: Stockschläge und Spießrutenlaufen wurden als Strafen
öfters angewandt. — Um das große Heer erhalten zu können, mußte der König
neue Steuern ausschreiben. Er führte die Kriegsmetze ein. Das war eine
Abgabe von einem Groschen auf jeden Scheffel Weizen und Gerste. Eine weitere
Steuer war das Kavalleriegeld. Das mußten die Bauern dafür bezahlen,
daß jetzt die Reiterregimenter in Kasernen verlegt wurden und nicht mehr
bei den Bauern einquartiert waren wie bisher. Die Fußsoldaten waren noch
in den Städten bei den Bürgern einquartiert. Zu diesen Steuern kam noch die
Grundsteuer. Auch die Adeligen, die bisher steuerfrei waren, mußten jetzt
Steuern zahlen. Wenn Friedrich Wilhelm auch ein tüchtiges Kriegsheer
schuf, so hat er doch keinen einzigen Krieg geführt. Nur im Nordischen Kriege,
der zwischen Schweden, Rußland und Polen ausbrach, besetzte sein Heer Stettin
und vertrieb die Schweden aus Pommern. Dieser Erfolg sicherte ihm den Besitz
Vorpommerns bis zur Peene und der Inseln Usedom mrd Wollin. Im Ver-