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1. Rheinisches Realienbuch - S. 72

1917 - Breslau : Hirt
72 Geschichte. I mehr Lust und Liebe; durch Sparsamkeit und Fleiß konnte er nun auch zu Wohlstand kommen. Wie für die Bauern, so sorgte Stein auch für die Bürgerder Stadt. Die städtischen Angelegenheiten wurden bisher von den Beamten des Königs verwaltet. Die Städteordnung vom Jahre 1808 verlieh den Bürgern das Recht, den Stadtrat zu wählen; dieser wühlte dann den Bürgermeister, und so verwalteten die Bürger ihre Angelegenheiten selbst. Der Biirger bekam mehr Freude an seiner Stadt, und die Städte gelangten zu neuer Blüte. — Auch das Geueraldirektorium, das Friedrich Wilhelm I. eingerichtet und Friedrich der Große verändert hatte, wurde von Stein umgestaltet. Von jetzt an standen an der Spitze der Staats- verwaltung fünf Minister (je ein Minister des Äußern, des Innern, der Finan- zen, des Krieges und der Justiz). Die alten Kriegs- und Domänenkammern wurden zu Königlichen Regierungen umgeändert, für jede Provinz wurde ein Oberpräsident ernannt. — Stein hatte noch mehrere andere Neuerungen geplant. Da Napoleon aber merkte, daß die ganze Arbeit Steins dahin zielte, seine Herrschaft über Deutschland zu stürzen, so ächtete er den verdienten Staats- mann, und dieser mußte nach Rußland fliehen. In demselben Sinne wie Stein wirkte auch Scharnhorst. Er führte die allgemeine Wehrpflicht ein, die im Jahre 1814gesetz wurde (s.s. 77). Bis zum Jahre 1806 bestand das preußische Heer noch zu einem großen Teile aus Söldnern. Von da ab wurden keine Söldner mehr geworben. Jeder gesunde Preuße war verpflichtet, Soldat zu werden, wenn der König es verlangte. Waren die Rekruten eingeübt, so wurden sie entlassen, und neue wurden ein- gezogen. Auf diese Weise war die Armee scheinbar stets 42 000 Mann stark; in Wirklichkeit aber hatte Preußen bald ein großes kriegsgeübtes Heer. Dieses bestand nur aus Laudeskindern; es war tapferer als die früheren Söldnerheere; denn es kämpfte nicht für Geld, sondern zum Schutze von Heimat und Vater- land, von Haus und Familie. Auch die Bildung des Volkes suchte der König zu heben. In Berlin wurde eine Universität gegründet, und viele tüchtige Lehrer 'arbeiteten daran, die Volksschulen zu verbessern. Durch alle diese Verbesserungen wurde Preußen gleichsam wiedergeboren. Das Volk wurde mit frischer Kraft und neuem Mute erfüllt. Es empfand den Druck Napoleons härter als vorher und war bestrebt, das Joch des Korsen abzuschütteln. 4. Napoleons Zug nach Rußland. Napoleon hatte fast ganz Europa unterjocht. Nur England und Rußland hatte er noch nicht bezwungen. Da rüstete er im Jahre 1812 ein Heer von mehr als einer halben Million Streitern. Viele Soldaten hatte er am Rhein ausgehoben; im ganzen befanden sich etwa 200 000 Deutsche in seinem Heere. Endlose Truppenzüge bewegten sich monatelang durch Deutschland dem Osten zu. Die Russen wichen vor diesen großen Truppen- massen zurück. Nach einigen teuer erkauften Siegen kam Napoleon bis Moskau. Hier wollte er den Winter über bleiben. Er hatte sich aber verrechnet. Als er in Moskau einzog, war die Stadt von den Bewohnern völlig verlassen; nur eine Anzahl freigelassener Sträflinge war zurückgeblieben. Anfang Oktober
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