1917 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Kreuzberg, Peter Josef, Cüppers, Adam Joseph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Geschichte. Ergänzung: Der Weltkrieg.
so ist das leicht erklärlich. Brot-, Butter-, Fleisch-, Zucker- und Kartoffelkarten, die
von der Regierung eingeführt wurden, verteilten die Entbehrungen auf alle Schichten
der Bevölkerung. Die Ernte fiel 1916 im allgemeinen günstig aus, und die Menge
des Brotgetreides war 4^ Millionen Tonnen höher als im Vorjahre. Durch die
Entbehrungen, die uns der Krieg auflegt, nehmen wir alle am Kampfe teil. Der Aus-
hungerungsplan Englands wurde endgültig vereitelt, und das deutsche Volk hat eine
neue Großtat den Großtaten von Heer und Flotte an die Seite gestellt.
Wie unsere Landwirtschaft es fertig brachte, die Bevölkerung Deutschlands aus-
reichend mit Nahrung zu versorgen, so hat auch unsere Industrie im Kriege um- und
zugelernt. Mit staunenswerter Schnelligkeit richtete sie sich für die Erzeugung des
Kriegsbedarfs ein. Da, wo die Männer zum Kriegsdienst eingezogen wurden, traten
Mädchen und Frauen an ihre Arbeitsstelle. Durch die englische Absperrung trat Mangel
an Baumwolle, Salpeter, Manganerz u. a. Rohstoffen ein. Da zeigte sich die Tüchtig-
keit unserer Gelehrten und Techniker: seit dem Frühjahr 1915 wird kein Kilo Baum-
wolle mehr zur Pulverfabrikation verwendet, der Faserstoff des heimischen Holzes
trat an ihre Stelle; der Stickstoff, den wir früher aus dem eingeführten Salpeter ge-
wannen, ziehen wir jetzt aus der deutschen Luft, nicht nur für den Kriegsbedarf, sondern
auch für die Landwirtschaft, und den Kampfer, den wir ehedem aus Japan holten,
stellen wir jetzt selbst her; man fand einen Ersatz für Eisenmangan zur Stahlerzeugung,
der sich aus heimischen Grundstoffen in beliebig großen Mengen herstellen läßt. Nach
dem Kriege werden unsere Pulverfabriken keine Baumwolle und keinen Salpeter
mehr aus Amerika brauchen, und unsere Stahlerzeugung ist vom ausländischen Mangan-
erz unabhängig. So machen unsere Feinde unsere Industrie im Kriege immer selb-
ständiger.
Einen Sieg des deutschen Geistes stellten auch unsere neuen Handels-Untersee-
boote dar. Als am 10. Juli die „Deutschland" in Baltimore landete, da war die
englische Blockade durchbrochen, und nötiger Kriegsbedarf, Nickel und Gummi, konnte
mit in die Heimat gebracht werden.
Um die Herstellung von Kriegsbedarf und die Lebensmittelversorgung für die Dauer
zu sichern, brachte die deutsche Regierung Ende November den Gesetzentwurf über den
vaterländischen Hilfsdienst ein, der am 2. Dezember vom Reichstag angenommen
wurde. Das neue Gesetz stellt eine Ergänzung zur allgemeinen Wehrpflicht dar. Es
verpflichtet alle militärfreien männlichen Zivilpersonen zwischen 17 und 60 Jahren
zur Arbeit im Dienste des Vaterlandes. So ist das deutsche Volk jetzt in der Tat ein
Volk in Waffen.
Die wirtschaftliche-Kraft Deutschlands zeigt sich besonders in der 4. und 5. Kriegs-
anleihe im März und Oktober 1916. Jede von ihnen brachte über 10£ Milliarden
Mark ein, und so hat das deutsche Volk bisher fast 47 Milliarden Mark an Kriegskosten
aufgebracht.
Am 12. Dezember 1916 boten die Mittelmächte den verbündeten Feinden den
Frieden an. Diese lehnten das Angebot ab, und so muß der Kampf weitergehen. Wie
das deutsche Volk und feine Verbündeten aber bisher alle Pläne der Gegner zuschanden
machten, so werden sie auch in Zukunft durchkämpfen bis zu einem ehrenvollen dauer-
haften Frieden.
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig.