1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
9
Süden nach Norden auf der südl. Halbkugel in den kalten und gemäßigten
Zonen. (Warme und kalte Strömungen). Die Äquatorialströmung des
atlantischen Ozeans teilt sich an der Östküste Amerikas in zwei Arme; der
nördliche fließt zum Teil durch das karibische Meer in den Busen von
Mexiko, aus welchem er als Golfstrom bei Florida heraustritt. Der
Golfstrom begleitet die Küste Amerikas bis etwa New-York. dann wendet
er sich östlich und teilt sich bald in einen südöstlichen und nordöstlichen
Arm. Letzterer berührt Irland, Schottland, Norwegen, Island und dringt
bis Spitzbergen und Nowaja-Semlja. Durch sein warmes Wasser mildert
er das Klima an der ganzen West- und Nordküste Europas.
1. Was versteht man unter Wellenberg und -thal? — 2. Welchen
Einfluß haben die Bewegungen des Meeres und die Beschaffenheit des
Meereswassers auf die Schiffahrt? — 3. Gieb den Kreislauf des
Wassers an!
§ 11. Luft, Klima, Produkte. 1. Die Lust (Atmosphäre)
umgiebt die Erde wie eine Hohlkugel in einer Höhe von mindestens
75 km. Ihre Dichtigkeit nimmt ab von unten nach oben. Unter
Klima versteht man die Beschaffenheit der Luft nach Temperatur
(Wärme), Bewegung und Feuchtigkeit. — 2. Die Er-
wärmung eines Landes ist abhängig a) von der geographischen
Breite; b) von der Höhe des Landes (die Temperatur vermindert
sich bei einer Erhebung von 200m um etwa 10; die Schnee-
grenze liegt etwa hoch: unter dem Äquator 5000 m, 20 0 =
4500 m, 40° = 3000 m, 60°= 1500 m); c) von der Richtung
und Höhe der Gebirge, die auf der einen Seite die kalten, aus
dev anderen die warmen Winde abhalten; ä) von der größeren
oder geringeren Nähe des Meeres (Küsten- oder ozeanisches Klima
feucht, kühle Sommer und milde Winter; Kontinentalklima trocken,
heiße Sommer und strenge Winter); o) von der Beschaffenheit
des Bodens und dem Pflanzenwuchs.
Die Orte unter gleicher Breite können daher nicht gleiche Wärme
haben. Linien, welche Orte von gleicher mittlerer Jahrestemperatur ver-
binden, heißen Isothermen. Sie laufen nicht mit den Breitenkreisen
parallel; an der Westküste Nordamerikas und Europas springen sie z. B.
weit nach Norden vor. (Mittlere Jahrestemperatur von Berlin 8,9° C.,
Wien 9,7° C., Moskau 3.9° C., New-York 10,9° C.). Die Jsotheren
verbinden die Punkte von gleicher mittlerer Sommer-, die Jsochimenen
die von gleicher mittlerer Wintertemperatur. (Physik § 21).
3. Die Bewegung der Lust, bewirkt durch die ungleiche Er-
wärmung derselben- heißt Wind. Die Winde werden unter-
schieden a) nach der Richtung, aus der sie wehen, in Ost-, Süd- rc.
Winde; d) nach der Stärke in leichte (mäßige) Winde (Brisen),
mit einer Geschwindigkeit von 3—5 m in der Sekunde; in leb-
hafte (schwere) Winde (bis 15 m) und in Stürme und Orkane
(bis 30 m); c) nach der Regelmäßigkeit in Passatwinde, Land-
und Seewinde, Monsune und veränderliche Winde.
In der heißen Zone steigt die warme Luft beständig nach oben und
fließt nach den Polen hin ab (Aquatorialstrom oder oberer Passat);
dagegen strömt an der Erdoberfläche die dichtere Luft der kalten Zonen
nach dem Äquator hin (Polarstrom oder unterer Passat). Weil
Erde und Luft sich am Äquator in Folge der Achsendrehung der Erde